Im Kinofilm „Wir töten Stella“ spielt Martina Gedeck die Hauptrolle. Ein Gespräch über die große Kraft in den Texten von Marlen Haushofer und auch in der Arbeit von Julian Pölsler.
Wenn man einmal bei der Verfilmung eines Romans von Marlen Haushofer mitspielt, kann das Zufall sein. Bei der zweiten Verfilmung eines Prosatextes von ihr – bei der Novelle „Wir töten Stella“ – wird es wahrscheinlich mehr sein. Was ist für Sie das Besondere an dieser österreichischen Dichterin, die 1970 mit nur 49 Jahren gestorben ist?
Martina Gedeck: Ich mag ihre Sprache unheimlich gern, schon immer war das so. Sie hat einen Rhythmus und eine Sprachmelodie, die für mich etwas ganz Besonderes ist. Auch ihre Klarheit gefällt mir, besonders beim gesprochenen Text. Sie schreibt sehr einfach und trotzdem so genau. Haushofer vermag es wirklich, das Innere eines Menschen ganz präzise zu beschreiben, sie findet sehr poetische Bilder. Man spürt eine große Kraft. Bei ihr denkt man oft: „Das bin ja ich!“ Jeder und jede kann sich in ihren Beschreibungen selbst entdecken. Fast niemand kann sich bei der Lektüre diesem Gefühl entziehen. Das sind zeitlose Themen. Darüber hinaus fasziniert mich an ihr, dass sie eine Autorin des Endes ist. Das Sterben wird bei ihr immer miterzählt, es ist wie ein Pulsschlag dieser Prosa. Sterben ist bei Haushofer nicht das Ende, sondern eine ständige Begleitung.
Was für ein Menschenbild ist das?