"Cop Out": Fernsehschmäh, fürs Kino gezähmt

Fernsehschmaeh fuers Kino gezaehmt
Fernsehschmaeh fuers Kino gezaehmt(c) Warner
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„Cop Out“ mit Tracy Morgan und „Date Night“ mit Tina Fey: Die besten TV-Comedians sind auf dem Sprung ins Kino. Im Fernsehen dürfen sie schärfer sein.

Die Definition von zeitgemäßer TV-Comedy heißt 30 Rock: Hauptdarstellerin und Mastermind Tina Fey hat sich für diese superbe Sitcom von ihrer vorhergehenden Tätigkeit als erste weibliche Chefautorin beim US-Fernsehklassiker „Saturday Night Live“ inspirieren lassen und blickt hinter die Kulissen einer vergleichbaren Sketch-Sendung: Fey selbst gibt die Chefautorin, Alec Baldwin brilliert als republikanischer Geschäftsführer, hierzulande unbekannte, begnadete Komödianten wie Tracy Morgan und Jane Krakowski begeistern als exzentrisches Schauspielerteam der Show. Der hochrasante, clevere und mit parodistischen (pop)kulturellen Bezügen gespickte Stil von 30 Rock ist das Nonplusultra derzeitiger Fernsehkomik: Der Witz funktioniert auf mehreren Ebenen.

Die mit Emmys und Golden Globes prämierte Sitcom ist seit dem Start 2006 immer frecher und vielschichtiger geworden: In den USA endet eben die vierte Staffel, im deutschen Sprachraum versenkte man die Serie 2009 auf dem Digitalkanal ZDFneo, es gibt allerdings DVDs. Der US-Erfolg hat Hollywood angezogen: Gleich zwei neue Filme haben 30 Rock-Stars in den Hauptrollen.

Die Verwechslungskomödie Date Nightspannt Fey mit dem auch durchs Fernsehen (The Office) zum Star gewordenen Steve Carell zusammen – und zeigt, warum aktuelle Kinokomik kaum mit den TV-Pendants mithalten kann. Die Geschichte vom gelangweilten Ehepaar, das unter Gangster gerät, ist marketingstrategisch auf maximale Harmlosigkeit getrimmt, um ja keine potenzielle Zielgruppe zu verschrecken. Statt Satire und spitzem Wortwitz gibt es geschmacksneutralen Einheitsbrei aus Slapstick, Action, Romanze und Familienwerten, vom Regie-Erfüllungsgehilfen Shawn Levy (Pink Panther) auch inszenatorisch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht.

Demente Doppelconférencen

Tracy Morgan, in 30 Rock oft als vermeintlicher Selbstdarsteller unterschätzt, schneidet da besser ab: In der Actionkomödie Cop Out – Geladen und entsichert spielt er mit Bruce Willis ein ungleiches Polizistenpaar. Gleich zu Beginn darf Morgan seinem skeptischen Kollegen eine Kostprobe des Wahnsinns geben: Um seine Begabung beim „Bad Cop“-Spielen vorzuführen, macht Morgan ein Verhör zum gnadenlosen Filmzitatmarathon – von Heat über Star Wars zu „allem, was im Kabelfernsehen läuft???“, wie Willis' Partner schließlich fassungslos fragt.

Der gut gelaunte Metaschmäh wird nicht durchgehalten, während das Duo durch bewährte Buddy-Movie-Klischees stolpert und sie gelegentlich parodiert. Aber Morgan darf sein Improvisationstalent öfter ausspielen, teils mit bemerkenswert gelassenem Timing bis zur Pointe: Die dementen Doppelconférencen mit dem furchtlosen Komödianten Sean William Scott sind echte Schmankerln.

Für Clerks-Regisseur Kevin Smith ist Cop Out seine erste reine Studio-Auftragsarbeit, aber seine typische Nerd-Sensibilität, ein Hang zu maßlosem Popkultur-Bubenspaß, ist mit den subversiven Exzessen gegenwärtiger TV-Komik kompatibel, was für Hollywoods normierte Produktionen selten ist. So liefert CopOut mit seinem Wechselspiel aus Schmäh und (sympathisch aufrichtiger) Blödheit zwar nur eine Ahnung davon, was das Kino vom wendigeren, witzigeren Fernsehen lernen könnte. Aber es ist ein Anfang.

AUF EINEN BLICK

„Cop Out – Geladen und entsichert“ mit Bruce Willis und Tracy Morgan sowie „Date Night“ mit Tina Fey und Steve Carell sind österreichweit in den Kinos. Tracy Morgan ist einer der Hauptdarsteller der preisgekrönten Sitcom „30 Rock“ von und mit Tina Fey: In den USA ist die Serie ein Renner, im deutschen Sprachraum wurde sie versenkt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2010)

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