Schauspielerin Hannelore Elsner ist tot

Hannelore Elsner im Jahr 2004.
Hannelore Elsner im Jahr 2004.(c) APA
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Die deutsche Schauspielerin ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Sie war unter anderem als Kommissarin Lea Sommer in der ARD-Serie "Die Kommissarin“ bekannt.

Hannelore Elsner gehörte jahrzehntelang zu den bekanntesten und beliebtesten Schauspielerinnen des deutschsprachigen Raumes. Am Ostersonntag ist Elsner nun im Alter von 76 Jahren nach kurzer Krankheit verstorben, wie der Familienanwalt mitteilte. Damit verlieren das deutsche Fernsehen und Kino eines ihrer prägendsten Gesichter.

Geboren wurde Elsner am 26. Juli 1942 im bayerischen Burghausen, nahe der Grenze zu Oberösterreich. Schon als kleines Mädchen muss sie den Tod ihres geliebten älteren Bruders verkraften. Bald darauf stirbt der Vater. Sie wechselt häufig die Schule und übernimmt als 14-Jährige in München kleinere Jobs, weil das Geld knapp ist. "Ich war nirgendwo richtig daheim", schreibt sie in ihrer Autobiografie über ihre Jugend, schildert aber auch ihre unbändige Lebenslust.

An den Beruf der Schauspielerin habe sie als Schülerin nie gedacht. Sie sei mit 16 in München bei einem Spaziergang mit ihrer Mutter entdeckt worden, von dem türkischen Regisseur Halit Refig. Nach Proben in Istanbul darf sie auf die Schauspielschule, muss dafür aber kleinere Rollen in Filmen mit Stars wie Hans-Joachim Kulenkampff und Freddy Quinn übernehmen. Sie schwärmte jedoch für den französischen Film: "Solche Rollen wollte ich später immer spielen, schwer und leicht zugleich."

Das „t“ aus Geburtsnamen entfernt

Ihre Agentin habe ihr mit etwa 17 Jahren geraten, die Nase schmaler machen und die Zähne begradigen zu lassen, sowie sich einen Künstlernamen zuzulegen, erinnert sich Elsner. Sie hört darauf nicht, streicht nur das "t" aus ihrem Geburtsnamen Elstner. Mit etwa 19 Jahren steht sie zum ersten Mal auf einer Theater-Bühne. Fünf Jahre später soll sie in den Kammerspielen in "Tango" (1966) die erste Nackte auf einer deutschen Bühne gewesen sein.

In mehr als 200 Fernseh- und Kinorollen war die nur 1,60 Meter große Frau zu sehen. Ihre erste von zahlreichen Auszeichnungen bekam sie mit 29 Jahren: die Goldene Kamera für die Rolle der Sasha in Tschechows Stück "Iwanow". Ihren Ruhm als preisgekrönte Charakterdarstellerin begründete sie erst um die Jahrtausendwende.

Ihr Kinodebüt gab sie 1961 in dem Film "Das Mädchen mit den schmalen Hüften". Starregisseur Jürgen Roland vertraute ihr ein Jahr später in der Krimiserie "Stahlnetz" ihre erste Hauptrolle an. Als Durchbruch zu internationaler Anerkennung gilt ihre Hauptrolle in Alf Brustellins Film "Berlinger" (1975). Drei Jahre später dreht sie mit ihm "Der Sturz" nach einem Roman von Martin Walser.

Brustellin war seit 1973 ihr Partner. Von ihrem ersten Ehemann, dem 18 Jahre älteren Schauspieler Gerd Vespermann, war sie längst geschieden. Sie lernt Brustellin bei den Dreharbeiten für den Kinofilm mit Elke Sommer und Mario Adorf "Die Reise nach Wien" (Regie: Edgar Reitz) kennen. Die Dreharbeiten helfen ihr über den plötzlichen Tod der Mutter hinweg, das Verhältnis schildert sie als schwierig. Brustellin stirbt 1981 bei einem Verkehrsunfall.

"Die Kommissarin“: Eine der bekanntesten TV-Ermittlerinnen

Da ist Elsners einziges Kind, ihr Sohn Dominik, gerade ein halbes Jahr alt. Sie hat Monate mit dem Neugeborenen im Krankenhaus verbracht, weil es zu früh auf die Welt kam. Vater ist der Regisseur Dieter Wedel. Später ist Elsner "drei wunderschöne Jahre" mit dem Filmproduzenten Bernd Eichinger zusammen. 1993 heiratet sie den Theaterdramaturgen und Verlagsleiter Uwe Carstensen und zieht mit ihm von München nach Frankfurt, die Ehe geht 2000 auseinander.

Im Fernsehen war Elsner in der ARD-Serie "Die Kommissarin" (1994-2006) besonders erfolgreich. Als Lea Sommer wurde sie eine der bekanntesten deutschen TV-Ermittlerinnen. In Pumps, Kostüm und schwarzer Lederjacke ermittelt sie in fast 70 Folgen, anfangs mit Til Schweiger als Assistent.

Auf die Bühne kehrte sie 1996 mit dem Solostück "Eine tot-normale Frau" zurück. Ohne dieses sei sie nicht bereit gewesen für "Die Unberührbare" (2000), berichtet sie. Ihre Darstellung einer vom Leben gekennzeichneten Schriftsellerin bringt ihr den Deutschen Filmpreis ein. Gleich noch einmal bekommt sie ihn für ihren Leinwandmonolog einer Schauspielerin in "Mein letzter Film" (2002) nach einem Drehbuch von Bodo Kirchhoff. Zu ihren großen Kinoerfolgen gehört auch ihre Rolle in Doris Dörries "Kirschblüten - Hanami" (2008) an der Seite von Elmar Wepper - der heuer die Fortsetzung "Kirschblüten & Dämonen" als nun letzte Leinwandrolle folgte.

Zugleich stellte die 2015 mit einer Romy geehrte Elsner immer wieder auch ihre komödiantische Seite unter Beweis. So ist sie in Dani Levys "Alles auf Zucker!" (2004) als blondierte Familienmutter zu erleben. Als grantelnde Diva war sie im Vorjahr in der ARD-Komödie "Die Diva, Thailand und wir!" zu sehen.

Große Trauer um Elsner

"Hannelore Elsner hat die deutsche Kino- und Fernsehwelt geprägt wie keine andere", erklärte Martin Moszkowicz, Vorstandsvorsitzender der Filmgesellschaft Constantin in München. Die Münchner Regisseurin Doris Dörrie würdigte Elsner "als eine große Abenteuerin, die sich mit Neugier, Hingabe und Tapferkeit in jede Rolle und in ihr Leben gestürzt hat". Dörrie hatte zuletzt "Kirschblüten & Dämonen" mit Elsner gedreht. Der Film war erst im März in die Kinos gekommen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach dem Sohn der Schauspielerin sein Beileid aus. "Mit Hannelore Elsner verlieren wir eine wundervolle Schauspielerin und einen großartigen Menschen. In vielen Rollen im Fernsehen, im Kino und auf der Bühne hat sie uns Schwächen und Stärken der Menschen vor Augen geführt. Für mich unvergessen ist ihre Rolle als Schriftstellerin Hanna Flanders in Oskar Roehlers Film "Die Unberührbare". Gerade den zerrissenen Charakteren und gebrochenen Seelen hat Hannelore Elsner Gestalt gegeben", schrieb Steinmeier.

Die Deutsche Filmakademie würdigte Hannelore Elsner als herausragende Charakterschauspielerin. "Ihre Intensität, ihr Humor und ihre sinnliche Intelligenz werden uns sehr fehlen", teilte der Schauspieler und Akademiepräsident Ulrich Matthes mit. Sie habe "sich mit enormer Hingabe in jeder Rolle ausgeliefert, schutzlos gemacht".

"Wir haben eine große Schauspielerin verloren, die mit ihrer Paraderolle als 'Kommissarin' Lea Sommer auch Hessen und vor allem Frankfurt in den Mittelpunkt gerückt hat", sagte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). "Es war mir eine große Freude, ihr im Oktober 2012 bei der festlichen Verleihung des Hessischen Film- und Kinopreises den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten zu verleihen." Sie werde als charismatische Persönlichkeit und wandlungsfähige Darstellerin in Erinnerung bleiben, betonte Bouffier.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte Elsner als Schauspielerin mit Leib und Seele. "Sie formte ihre Rollen mit Leidenschaft und echter Hingabe und zog so ein großes Publikum über Jahrzehnte hinweg in Theater, Film und Fernsehen in ihren Bann. Sie brillierte in vielen anspruchsvollen Rollen und hat vor allem mit ihrer künstlerischen Vielseitigkeit Maßstäbe gesetzt."

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bezeichnete Elsner als "Ikone des deutschen Films". "Sie war eine großartige Künstlerin und Persönlichkeit", twitterte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). "Bayern trauert um Hannelore Elsner."

Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen, würdigte Elsner ebenfalls: "Bis zuletzt stand sie für Das Erste vor der Kamera. Wir verlieren eine Ausnahme-Schauspielerin, die sich für ihre Rollen beispiellos einsetzte, eine mutige und sensible Charakterdarstellerin ersten Ranges." Das Erste ändert am Dienstag sein Programm und zeigt ab 23 Uhr den Film "Alles auf Zucker".

Heike Hempel, stellvertretende ZDF-Programmdirektorin, sagte: "Hannelore Elsner gehört zu den engagiertesten Frauen des deutschen Films, mit einer fast 60-jährigen Karriere im Kino, im Fernsehen und im Theater. Mit ihr geht eine Schauspielerin mit enormer Raffinesse, Sinnlichkeit und weiblicher Präsenz." Auch das ZDF ändert am Dienstag sein Programm und zeigt um 21.45 Uhr den Film "Ferien vom Leben" aus dem Jahr 2017. Am Freitag (26. April, 0.00 Uhr) strahlt das ZDF den Film "Ein großer Aufbruch" (2015) aus. Darin spielt Elsner an der Seite von Matthias Habich.

(APA)

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