Russland Mega-Flop: "Die Sonne, die uns täuscht 2"

Russland MegaFlop Sonne taeuscht
Russland MegaFlop Sonne taeuscht(c) REUTERS (SERGEI KARPUKHIN)
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Der neue Monumentalfilm von Oscar-Preisträger Michalkow sollte in Russland die Menschen in Scharen ins Kino locken, doch trotz gigantischen Werbe-Aufwands entwickelt sich das Weltkriegsepos zum Flop.

Der neue Monumentalfilm von Star-Regisseur Nikita Michalkow sollte in Russland das Kinoereignis des Jahres werden: Mit "Die Sonne, die uns täuscht" wurde er 1994 mit dem Oscar gekrönt, nun kam die gleichnamige Fortsetzung ins Kino - und entpuppt sich als Flop. Das mit einem Rekordbudget von 41 Millionen Euro produzierte Weltkriegsepos laufe trotz gigantischer Werbung vor halbleeren Kinosälen, berichteten Moskauer Medien am Freitag.

Kritiker schreiben seit Tagen einen Verriss nach dem anderen über den Film, zu dem im Herbst noch ein dritter Teil erscheinen soll. Für die Filmfestspiele in Cannes müsse der Streifen, der dort im Wettbewerb vorgestellt wird, außerdem von den mehr als drei auf dann zwei Stunden gekürzt werden.

"Großer blutiger Brei"

Es gebe hier nichts, was einen Kinofilm auszeichne, schrieb das Nachrichtenmagazin "Russkij Newsweek". Vor dem Auge des Zuschauers spiele sich ein "banaler Traum (...) im Stil eines grotesken Comics" ab. Michalkow ("Der Barbier von Sibirien", 1998) zeige nur seinen eigenen inneren Krieg und verliere sich ansonsten in einem "großen blutigen Brei". Niemand habe ein solches "Vakuum" in den Kinosälen erwartet.

Der als regierungstreu bekannte Michalkow, der sich wie so oft auch in diesem Film selbst in der Heldenrolle besetzte, hatte sogar die seltene Ehre einer Kreml-Premiere erhalten. Auch seine Tochter Nadeschda bedachte der Regisseur und Schauspieler mit einer Partie.

Jugendliche zu Vorführung gezwungen

Das Boulevardblatt "Moskowski Komsomolez" ("MK") empörte sich, dass nun sogar Schüler in der Stadt Wladiwostok von Schulleitungen zum Gang ins Kino gezwungen würden - auf eigenen Kosten. Kommentator Alexander Minkin zeigte sich in einem offenen Brief an Kremlchef Dmitri Medwedew auf der Titelseite entsetzt darüber, Siebt- und Achtklässler dieser Blutorgie mit einer Sprache, die für Jugendliche unangemessen sei, auszusetzen. Hintergrund der angeblich von der Stadtverwaltung in Wladiwostok initiierten Aktion sei auch die "patriotische Erbauung" der Schüler gewesen.

Der russische Kinoexperte Oleg Solotarjow sagte in einem Zeitungsbeitrag, dass der selbstherrliche Michalkow von vielen seiner Landsleute inzwischen eher als Kinofunktionär, aber nicht mehr als Regisseur wahrgenommen werde.

Patriot in der Endlosschleife

Im Internet schimpfen die Russen in Blogs darüber, wie schlecht der Film sei. Sie ärgern sich über die auf patriotische Gefühle ausgerichtete staatliche Kinoindustrie. Michalkow, der ein Freund von Regierungschef Wladimir Putin ist, hat wie einige andere Regisseure das Privileg, dass seine staatlich geförderten Filme im Kino wegen einer Quotenregelung quasi als Endlosschleife laufen.

Aus Ärger über den "autoritären" Michalkow hatten einige Regisseure im Filmemacherverband den Michalkow von seinem Vorsitz gestürzt. Doch er ließ diese Palastrevolte, die für ein Erdbeben in der russischen Kulturlandschaft gesorgt hatte, in einem wochenlangen Machtkampf von Gerichten für ungültig erklären. Seine Anhänger wählten ihn erneut zum Präsidenten. Allerdings kündigte eine Reihe Regisseure ihren Austritt aus dem Verband an, um eine unabhängige Interessenvertretung zu gründen.

(Ag.)

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