TV: Voss und Schmidt an Hellers Küchentisch

Voss Schmidt Hellers Kuechentisch
Voss Schmidt Hellers Kuechentisch(c) ORF (Kyra-Sophie Wilhelmseder)
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Regisseur Lukas Sturm verrät Details von den Dreharbeiten zu "Scheitern, scheitern, besser scheitern". Montag Nacht in ORF2.

Was passiert, wenn sich zwei leidenschaftliche Theatermenschen an einen massiven Holztisch setzen und miteinander reden, zeigt der Film „Scheitern, scheitern, besser scheitern“, frei nach dem Samuel-Beckett-Zitat. Was passiert, wenn sich zwei leidenschaftliche Theatermenschen für ein paar Tage auf André Hellers Anwesen in Gardone treffen, erzählt Regisseur Lukas Sturm der „Presse“: „Sie haben eigentlich die ganze Zeit durch geredet.“ So viel geredet – und das auch, wenn die Kamera nicht an war –, dass Sturm und Heller die beiden Herren dazu anhalten mussten, die brillantesten Passagen für die Aufnahmen aufzusparen.

Gert Voss und Harald Schmidt sind jene Herren, die im vergangenen August an Hellers Küchentisch Platz genommen haben. Dazwischen sind sie viel durch dessen paradiesischen Garten spaziert und haben auch dabei unaufhörlich über das Theater und dessen Protagonisten debattiert. Die Idee zu diesem Treffen stammt von Gastgeber Heller. Regisseur Lukas Sturm hat aus dem fünfstündigen Material (Kamera: Andreas Niederkofler) einen 80-minütigen Gesprächsfilm gemacht, der den Spannungsbogen aufrecht hält wie mancher Sonntagabendkrimi nicht.

Wie die Antithese zum Fernsehen

Aber warum gerade Voss und Schmidt? Da gibt es mehrere Gründe. Weil auch der Late-Night-Satiriker des deutschen Fernsehens – was erstaunlich viele, die ihn kennen, noch immer nicht wissen – eine Schauspielausbildung hat und seit einigen Jahren wieder regelmäßig auf deutschsprachigen Bühnen steht. Und weil Schmidt den Burgschauspieler Voss verehrt wie kaum ein Zweiter. Zudem dürften sich die beiden außerordentlich gut verstehen.

Der Zuseher wird zum Zaungast bei einem geistreichen, kurzweiligen und zuweilen ganz schön bösartigen Gespräch über die Macken der großen Regisseure wie Claus Peymann, George Tabori, Peter Stein und Matthias Hartmann. Dabei entpuppt sich Voss als gekonnter Imitator der Prominenten – und beide plaudern durchaus pikante Details von Erlebnissen mit Theaterkollegen aus. „Die brisanten Stellen sind alle drin geblieben“, verspricht Sturm. Ein guter Ruf eilt dem Film bereits jetzt voraus: Claus Peymann soll bei Heller angerufen und darum gebeten haben, den Film in seinem Berliner Ensemble zeigen zu dürfen. Dabei wird auch er ganz schön aufs Korn genommen.

Regisseur Sturm sieht den Film als „Antithese zum Fernsehen“, weil es dabei nur darum gehe, „interessanten Menschen beim Reden zuzuhören und auf das Gespräch zu vertrauen“. Gerade nach der zuletzt viel geäußerten Kritik am ORF ist es ihm wichtig, den Sender, der den Film heute Abend in „art.genossen“ (ORF2, 23.30 h) ausstrahlt, als Ermöglicher dieses Projekts zu erwähnen: „Solche Sachen macht der ORF eben auch.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2010)

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