Stopp für "Tal der Wölfe"-Film in Deutschland

Woelfe verurteilt antisemitische Hetze
Woelfe verurteilt antisemitische Hetze(c) Pana Film
  • Drucken

Der als antisemitisch kritisierte Film hätte am Internationalen Holocaust-Gedenktag ins Kino kommen sollen. In Deutschland wird er nach Protesten verschoben, auch der Österreich-Kinostart wackelt.

Die Wogen um den türkischen Actionfilm "Tal der Wölfe - Palästina" gehen hoch, wegen des Inhalts und wegen des Starttermins. Dem Film wird antisemitische Propaganda vorgeworfen, in Österreich und Deutschland sollte der Streifen ausgerechnet am internationalen Holocaust-Gedenktag am Donnerstag, dem 27. Jänner in die Kinos kommen. In Deutschland wurde der Kinostart nun aber gestoppt: Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) habe den Action-Film aus der Türkei nicht freigegeben, sagte die Sprecherin nach einer FSK-Entscheidung vom Vorabend. Auch ein Stopp des Kinostarts in Österreich werde in Betracht gezogen, er noch nicht feststeht, hieß es aus der Produktionsfirma Pera Films am Dienstag. 

Der Bundesverband der Israelitischen Kultusgemeinden (IKG) in Österreich verurteilt den umstrittenen Film scharf. Es sei "geschmacklos und zynisch", dass er an dem Gedenktag starte, sagt der Generalsekretär des IKG-Bundesverbands, Raimund Fastenbauer.

"Ich bin nach Palästina gekommen"

In "Tal der Wöfe" wird der israelische Angriff auf das türkische "Hilfsschiff" Mavi Marmara vom Mai 2010 cineastisch aufgearbeitet. Soldaten hatten bei dem Einsatz gegen die Flotte, die die Gaza-Blockade aufbrechen wollte, neun türkische Aktivisten getötet.

In dem Film macht sich der türkische Geheimagent Polat Alemdar (gespielt von Necati Şaşmaz) auf, um sich blutig und brutal an den Verantwortlichen für die Angriffe zu rächen. Er sagt darin etwa: "Ich bin nicht nach Israel gekommen. Ich bin nach Palästina gekommen." Dem Film waren eine türkische Fernsehserie und eine Reihe erfolgreicher Kinofilme vorangegangen.

Juden und Organhandel

Bereits dabei sei "antisemitische Hetze nach dem Muster von Ritualmordbeschuldigungen verbreitet worden", so der Bundesverband in seiner Aussendung, "wobei den Juden Organhandel unterstellt wurde".

Im Film wiederum werde "unter Verwendung antisemitischer Klischees, wie jenes von der jüdischen Weltverschwörung, Hetze betrieben und die Rolle von Hamas und der türkischen IHH verherrlicht".

Proteste in Deutschland

In Deutschland gab es bereits Proteste von Abgeordneten der CDU/CSU, SPD, Grünen und vom türkischstämmigen integrationspolitischen Sprecher der FDP, Serkan Tören, der ebenfalls der Meinung ist, der Film bediene antisemitisches Gedankengut. Der "Koordinierungsrat deutscher Nicht-Regierungsorganisationen gegen Antisemitismus" verurteilte gestern die Verbreitung "antiamerikanischer, antiisraelischer und antisemitischer Stereotyp-Bilder mit volksverhetzendem Charakter".

Fastenbauer erwartet sich eine ebenso klare Stellungnahme von österreichischen Politikern. Von der United Cinemas International Multiplex GmbH, die den Film in mehreren österreichischen Kinos - darunter im UCI Millenium City in Wien und in Steiermark, Vorarlberg und Salzburg - auf die Leinwand bringt, habe es bei Kontaktaufnahme durch die IKG keine Reaktion gegeben, so Fastenbauer. "Wir haben auch gehört, dass es Vertreter der türkischen Gemeinde gegeben hat, die den Film verhindern wollten, aber ebenfalls nicht erfolgreich waren."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.