Verhetzung: Kultusgemeinde zeigt "Tal der Wölfe" an

Verhetzung Kultusgemeinde zeigt Woelfe
Verhetzung Kultusgemeinde zeigt Woelfe(c) Pera Film
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Die Israelitische Kultusgemeinde wirft dem türkischen Actionfilm vor, "hetzerisch" zu sein und den religiösen Frieden in Österreich zu gefährden.

Der türkische Actionfilm "Tal der Wölfe - Palästina" wird in Österreich ein Fall für die Justiz: Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) hat eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht. Das gab die IKG am Dienstag bekannt. In dem Film rächt sich der Geheimagent Polat Alemdar, eine Art türkischer James Bond, für den israelischen Angriff auf das türkische Hilfsschiff Mavi Marmara im Mai 2010.

Der "Gaza-Flottenzwischenfall" werde "verherrlicht", wirft die IKG dem "Tal der Wölfe"-Film vor. Der Film verwende antisemitische Klischees, und bedrohe "in hetzerischer Weise"den religiösen Frieden in Österreich zu bedrohen.

Auf Neonazi-Webseiten beworben

"Auf neonazistischen Webseiten sowie in islamistischen und linksradikalen Kreisen wurde der Film, wie auch seine Vorgänger, in denen unter Anspielung auf Ritualmordlegenden Juden Organhandel unterstellt wurde, eifrig beworben", schreibt die IKG.

Kritik äußert die Kultusgemeinde auch an fehlender Distanzierung vonseiten der Politik: Nur je ein Abgeordneter der Grünen und der SPÖ hätten ihre Ablehnung gegen den Film geäußert.

SP-Nationalratsabgeordnete Petra Bayr hatte den Film vergangenen Donnerstag als "geschichtsverdrehend" und mit "antisemitischer Propaganda aus dem letzten Jahrhundert" arbeitend bezeichnet. Nationalratsabgeordneter Karl Öllinger von den Grünen warf indes den Kinos vor, am Jahrestag der Befreiung der Gefangenen des Konzentrationslagers Auschwitz mit "Hasspropaganda, Antisemitismus und Gewaltverherrlichung" Geld verdienen zu wollen.

Am Internationalen Holocaust-Gedenktag

"Tal der Wölfe - Palästina" war am vergangenen Donnerstag, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, in den österreichischen Kinos gestartet. In Deutschland hatte die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) den Streifen kurzfristig gestoppt, dann aber doch freigegeben. Dort darf man ihn erst ab 18 sehen.

ÖVP-Kultursprecherin Silvia Fuhrmann meldete sich Dienstagnachmittag zu Wort: Sie warnte davor, "Filme mit rassistischem, antisemitischem oder verhetzerischem Inhalt in Österreich zu zeigen". Die Politikerin scheint nicht am aktuellen Stand der Debatte zu sein: Sie wünsche sich einen Stoppf für "Tal der Wölfe" nach deutschem Vorbild. Dort wird der Film aber doch freigegeben worden.

Petzner will sich Film ansehen

BZÖ-Kultursprecher Stefan Petzner ist strikt gegen das Verbot des Actionfilmes: "Wir sind als BZÖ gegen jede Verbotspolitik und erst Recht gegen Zensurversuche im Bereich der Kunst und Kultur." Vielmehr solle der Film als Anstoß für einen "kritischen Diskurs" und eine "differenzierte Sicht der Geschehnisse im Nahen Osten" gesehen werden, so Petzner.

Zugleich bekräftigte Petzner sein Vorhaben, sich persönlich im Kino ins "Tal der Wölfe" zu wagen: "Ich habe bereits 2006 'Tal der Wölfe - Irak' im Kino angesehen, als sehenswert empfunden, und werde mir daher sicher auch die jetzige Fortsetzung zu Gemüte führen."

Die ''Tal der Wölfe''-Reihe

"Tal der Wölfe" war zunächst eine türkische Fernsehserie über einen fiktiven türkischen Nachrichtendienst, der politische Machenschaften zur Strecke bringt.

2006 kam der daran anschließende Kinofilm "Tal der Wölfe - Irak" in die Kinos, dem weitere Fortsetzungen und jetzt ein Teil über Palästina folgten. Dieser behandelt den israelischen Angriff auf das türkische Hilfsschiff Mavi Marmara vom Mai 2010. In dem Film macht sich der türkische Geheimagent Polat Alemdar auf, um sich blutig und brutal an den Verantwortlichen für die Angriffe zu rächen.

Die Filmreihe "Tal der Wölfe" hatte in den vergangenen Jahren bereits mehrmals wegen antiisraelischer und antiamerikanischer Botschaften für Empörung gesorgt.

In "Tal der Wölfe – Irak" war der Bösewicht ein jüdischer US-Arzt, der Muslimen Organe entnimmt und diese nach Tel Aviv, London und New York verschickt.

(Red./APA)

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