Jean Reno als Gangster: Blut auf der Discokugel

Jean Reno Gangster Blut
Jean Reno Gangster Blut(c) Photographer: JESSICA FORDE cont
  • Drucken

Der französische Krimi „22 Bullets“ erzählt eine solide Genregeschichte nach einem wahren Fall. Renos bewahrt die stoische Darstellung eines Mafiapaten. Ab heute im Kino zu sehen.

Als Filmemacher ist Luc Besson nur mehr sporadisch tätig, aber seine Produktionen zählen weiter zu den großen Exporterfolgen Frankreichs. Auch da setzt Besson vor allem auf Action, das Genre seiner Erfolge, wie Subway, Nikita oder Leon – Der Profi. Letzterer Film machte Schauspieler Jean Reno zum Star: Renos bewährt stoische Darstellung eines Mafiapaten aus Marseille wiederum verankert die neue Besson-Produktion 22 Bullets, die sich wohltuend von ganz dünner Besson-Fließbandaction wie der Taxi-Filmreihe unterscheidet. Sie erzählt nämlich eine ganz klassische Gangstergeschichte.

Als Grundlage dient der wahre Fall des berüchtigten Mafia-Dons Jacky Imbert, der 1977 bei einem Attentat von 22 Kugeln durchsiebt wurde und unwahrscheinlicher Weise überlebte: Der französische Originaltitel L'immortel erklärt ihn gleich für unsterblich. Schauspieler-Regisseur Richard Berry macht daraus eine typische Rache-Saga: Reno spielt einen Gangsterboss, der sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat. In der idyllischen Anfangsszene holt er zu Opernmusik seine kleine Tochter ab. Doch in einer Tiefgarage wartet eine Gruppe Killer auf ihn, um ihn mit Pumpguns regelrecht zu kreuzigen. Beim unvermeidlichen Rachefeldzug nach seiner wundersamen Rekonvaleszenz entwickelt die Figur nachgerade übermenschliche Züge: Geerdet wird sie allein durch Renos introvertiertes Charisma – deutlich zu merken ist, dass der Schauspieler hier eine Rolle wittert, die als Zusammenfassung seiner Karriere gelten kann.

Seine Widersacher spielen Jean-Pierre Daroussin und Komiker Kad Merad (in einer todernsten Rolle): die hochklassige Besetzung veredelt die solide Story um Verrat, Macht und Ehre, die zunehmend absehbar zwischen harten Auseinandersetzungen und kitschiger Emotion in den Familienszenen wechselt. Das Resultat ist unprätentiöses, etwas unoriginelles Genre-Handwerk mit ein paar bemerkenswert surrealen Bildern: Blut auf der Discokugel, Waffen im Aquarium. Auch werden der traditionsreichen Gangsterkinostadt Marseille ein paar neue Facetten abgewonnen, leider raubt die deutsche Synchronfassung mit hanebüchenem „Szene-Slang“ wieder einiges an Atmosphäre.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.