Lars von Trier: "Ich mag ein Schwein sein, aber kein Nazi"

Lars Trier Schwein sein
Lars Trier Schwein sein(c) REUTERS (ERIC GAILLARD)
  • Drucken

Mit Aussagen über Hitler löste Lars von Trier in Cannes einen Eklat aus. Obwohl er sich wenig später entschuldigte, erklärte in die Festivalleitung zur "persona non grata". Er bleibt jedoch im Wettbewerb.

Lars von Trier ist in Cannes ab sofort unerwünscht: Das Filmfestival erklärte den dänischen Regisseur wegen seiner Äußerungen über Adolf Hitler zur "persona non grata", zur unerwünschten Person. Das gab die Festivalleitung am Donnerstag bekannt. Von Trier wurde die Akkreditierung entzogen - er darf das Festivalpalais in Cannes vorerst nicht mehr betreten. Die Entscheidung gelte mit "sofortiger Wirkung".

Der Regisseur akzeptierte die "Verbannung" und hat für seine Äußerungen über Hitler und die Nazis um Verzeihung gebeten. "Das war total schwachsinnig", sagte von Trier am Donnerstag. "Natürlich sympathisiere ich nicht mit Hitler. Ich mag ein Schwein sein, aber ein Nazi bin ich nicht."

"Melancholia" bleibt im Wettbewerb

Ein Ausschluss wie für von Trier ist in den bisher 64 Jahrgängen von Cannes noch nie passiert und gilt auch nur für 2011, erklärten Festivalpräsident Gilles Jacob und sein Bevollmächtigter Thierry Frémaux. Die Entscheidung sei nicht einstimmig erfolgt und gelte auch nur für die Person Lars von Trier. Sein "Melancholia" wurde nicht aus dem Wettbewerb um die Goldene Palme ausgeschlossen, die am Sonntagabend vergeben wird.

Der Regisseur habe seine Fehlleistung voll eingesehen und die Folgen akzeptiert, sagte Frémaux: "Er ist bekannt für seine Provokationen, aber er hat begriffen, dass er dieses Mal zu weit gegangen ist."

"Okay, ich bin ein Nazi"

Am Mittwoch hatte der Regisseur in Cannes für einen Eklat gesorgt. Über Hitler meinte der 55-Jährige bei der Vorstellung seines Filmes "Melancholia" an der Croisette: "Natürlich, er hat falsche Dinge getan, aber ich kann ihn auch sehen, wie er da am Ende in seinem Bunker hockt. Ich glaube, ich verstehe den Mann. Er ist nicht unbedingt das, was man einen guten Kerl nennt. Aber ich verstehe vieles an ihm und ich sympathisiere ein bisschen mit ihm, ja." Später fügte er noch scherzhaft hinzu: "Ja okay, ich bin ein Nazi."

>>> Im Wortlaut: Lars von Triers umstrittene Aussagen

Bereits am Mittwochabend hatte sich der Regisseur für seine Aussagen öffentlich entschuldigt. "Wenn ich heute Morgen jemanden durch meine Worte verletzt habe, möchte ich mich aufrichtig entschuldigen. Ich bin weder antisemitisch oder habe rassistische Vorurteile irgendeiner Art noch bin ich ein Nazi", ließ von Trier wissen.

Für Festivalleitung "inakzeptable Aussagen"

Festivalpräsident Jacob hatte Donnerstagvormittag eine Sitzung einberufen, um über Sanktionen gegen den Regisseur zu beraten. "Der Verwaltungsrat verurteilt die Äußerungen Lars von Triers entschieden", heiß es in einer Erklärung. "Das Festival von Cannes gibt Künstlern weltweit eine besondere Bühne, um ihre Arbeit vorzustellen und die Freiheit der Kunst zu verteidigen." Dass Lars von Trier diese Bühne für "inakzeptable Aussagen", die den Idealen des Festivals widersprechen, benutzt habe, sei sehr bedauerlich, so Jacob.

In Cannes erfolgreicher Provokateur

Von Trier, der sich selbst gern als neurotischen, seelisch gestörten Menschen beschreibt, ist regelmäßig zu Gast in Cannes. Hier hat er auch in der Vergangenheit schon wiederholt für Skandale gesorgt - sei es mit pornografischen oder extrem gewalttätigen Szenen in seinen Filmen oder mit provozierenden Äußerungen.

Doch immer wieder wurde von Trier für seine emotional geladenen, ästhetisch herausragenden Werke auch gefeiert und ausgezeichnet. So erhielt er im Jahr 2000 die Goldene Palme für "Dancer in the Dark".

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Lars TrierEklat Israel bestellt
Film

Cannes-Eklat: Israel bestellt neuen von-Trier-Film ab

"Melancholia" wird in Israel und Argentinien nicht zu sehen sein. Der Regisseur hatte sich positiv über Hitler geäußert und Israel kritisiert.
Subtext

Ist er ein Nazi? Aber nein, er ist einfach nur Lars!

„Okay, ich bin ein Nazi“, meinte Provokationskünstler Lars von Trier und wurde dafür in Cannes zur Persona non grata erklärt.
Film

Markovics: „Da habe ich Glück gehabt!“

Der Wiener Schauspieler Karl Markovics präsentierte am Donnerstag bei den Filmfestspielen in Cannes sein warmes, formal erstaunlich sicheres Regiedebüt "Atmen" in der Nebensektion "Quinzaine des Réalisateurs".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.