Jake Gyllenhaal: Flirt mit der Klaustrophobie

Jake Gyllenhaal Flirt Klaustrophobie
Jake Gyllenhaal Flirt Klaustrophobie(c) AP (Arturo Rodriguez)
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Jake Gyllenhaal ist derzeit in einem echten Action-Blockbuster zu sehen. Der 30-Jährige will künftig auch selbst Drehbücher schreiben und Regie führen, wie er der "Presse am Sonntag" erzählt.

So, wie er da sitzt, wirkt er ganz entspannt, lässig auf einen Stuhl gegossen, die Beine weit von sich gestreckt, in Jeans und blauem T-Shirt. Seine blaugrauen Augen lachen mit, wenn er in Lachen ausbricht. Seine Stimme ist etwas heller, als man es erwarten würde. Noch hat Jake Gyllenhaal etwas vom Charme des großen Jungen. Jetzt ist der 30-jährige Schauspieler im Action-Science-Fiction-Thriller „Source Code“ zu sehen, in dem er mithilfe der Wissenschaft eine große Katastrophe aus der Vergangenheit verhindern soll.

Was hat Sie dazu gebracht, einige Wochen in einem Zugabteil und einem sargähnlichen Container zu verbringen?

Jake Gyllenhaal: In einem Zugabteil zu drehen, ist toll. Das fühlte sich an, als stünde ich auf einer Bühne. Die Kamera konnte sich nicht frei bewegen und musste nah an den Schauspielern dranbleiben, die Szenen wurden am Stück gedreht und haben in einem fahrenden Zug gespielt. Das war wirklich wie Theater.

Es klingt auch wie ein Flirt mit der Klaustrophobie.

Nicht nur damit! Neben der räumlichen Enge fand ich das Gefühl der Isolation inspirierend. Als Kind habe ich mich oft in enge Räume zurückgezogen. Zum Beispiel habe ich in einem Karton gesessen und so getan, als sei es ein Raumschiff. Der Dreh hat mich sehr an dieses kindliche Fantasieren erinnert.

In „Source Code“ geht es um den Tod. Was halten Sie von der Vorstellung, dass die Seele nach dem Tod weiterlebt?

Das erinnert mich an den Film „21 Gramm“, in dem darüber sinniert wird, dass die Seele vermutlich 21 Gramm wiegt. Sie existiert also, egal wie genau sie jetzt funktioniert. Unser Drehbuchautor hat diese Idee übernommen und sich überlegt, was passiert, wenn die Seele Impulse aussendet und man diese vielleicht von außen manipulieren könnte. Das fand ich eine faszinierende Idee.

Was, glauben Sie, passiert nach dem Tod?

Keine Ahnung. Es gibt sehr viele Dinge, die wir uns nicht mal ansatzweise vorstellen können. Früher sind wir ja auch davon ausgegangen, dass die Erde eine Scheibe ist.

„Source Code“ ist echtes Mainstreamkino. Waren Sie nicht mal der Typ, der immer nur Independent-Filme drehte?

Ja, ich war der Indie-Guy. Aber ich habe eigentlich alle möglichen Filme gedreht, große und kleinere.

Haben Sie jetzt Blut geleckt? Wollen Sie jetzt nur noch Studiofilme drehen?

Es hat mir wirklich viel Spaß gemacht. Ich habe gerade zwei wesentlich kleinere Filme abgedreht, um auch wieder andere schauspielerische Muskeln zu trainieren. Aber es ist ein bisschen wie eine Droge: Wenn man einmal bei so etwas dabei war und viele Szenen hat, in denen man wie ein richtig harter Kerl rüberkommt, dann will man das immer wieder machen (lacht).

Sie machen Ihre Stunts gerne selbst. Haben Sie sich nie verletzt?

Ich habe mir ein paar Mal die Schulter ausgerenkt und hatte einige Schürfwunden. Es ist eigenartig, manchmal will man geradezu verletzt werden. Dann fand ich es toll, dass ich den Stuntmen stolz meine Wunden präsentieren konnte (lacht). Die haben natürlich nur gedacht: „Was für eine Memme!“

Ihr Vater ist Regisseur, Ihre Mutter Drehbuchautorin. Wollten Sie deswegen Schauspieler werden? Gab es auch einen Plan B?

Ich habe nie daran gedacht, etwas anderes zu machen, denn dabei verdient man richtig gutes Geld (lacht). Ich bin wirklich in die Schauspielerei hineingewachsen, weil es zuhause bei uns normal war, dauernd Filme zu schauen und Schauspielern zuzusehen. Aber ich hätte auch mal Lust, selbst etwas zu schreiben oder Regie zu führen. Jetzt mit 30 ist es auch weniger anmaßend von mir, an diese Möglichkeit zu denken.

In „Source Code“ können Sie die Vergangenheit manipulieren. Wenn wir die Zeit aber um zehn Jahre vorstellen würden: Was für einen Jake würden Sie dann sehen wollen?

Ich habe beobachtet, dass ich mit zunehmendem Alter auch mehr Selbstvertrauen gewonnen habe. Also werde ich in zehn Jahren hoffentlich vor Selbstbewusstsein nur so strotzen, sodass mir das viele großartige Filme bescheren wird, als Schauspieler oder Filmemacher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2011)

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