McConaughey: "Dinge zu vermissen tut mir gut"

McConaughey Dinge vermissen
McConaughey Dinge vermissen(c) AP (Remy de la Mauviniere)
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Lange lobte man ihn für seinen Oberkörper, jetzt auch für seinen neuen Film: Matthew McConaughey erklärt, warum er einst Anwalt werden wollte, wie sein "gesundes Single-Leben" ausgesehen hat.

Seine Schuhe liegen vor dem Sofa, Matthew McConaughey hockt barfuß auf einem Stuhl, die Füße unter sich, in der Hand hält er eine Flasche Bier. Sein Gesicht wirkt müde. Kein Wunder, der Mann hat sich die letzten zwei Nächte in Berlin um die Ohren geschlagen, zusammen mit Filmkumpel Ryan Philippe, der in „Der Mandant“ ein perfider Feind ist, der die Welt des übercoolen Anwalts Mick plötzlich zusammenstürzen lässt.

Sie sehen sogar in einem Nobelhotel aus, als säßen Sie chillend in Malibu an einer Strandhütte.

Matthew McConaughey: Weil ich ein Bier trinke? Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen. Mir war einfach danach...

In „Der Mandant“ spielen Sie einen Anwalt, einen harten Hund. Sie selbst wollten auch einmal Anwalt werden. Warum denn?

Die Auseinandersetzungen. Ich war immer auf Streitgespräche aus. Die meisten Kinder fragen doch immer nach dem Warum. Ich habe das Stadium übersprungen und bin gleich zu unerbittlichen Diskussionen übergegangen. Ich habe mich auf die Auseinandersetzungen vorbereitet und damit meine Eltern zur Weißglut gebracht. Seitdem hieß es immer, der wird Anwalt. Dann fing ich auch bald an, mir einzubilden, dass, wenn ein Unschuldiger angeklagt wird, ich derjenige wäre, der ihn da mit Sicherheit herausholen würde.

Über Sie sind ja einige falsche Vorstellungen im Umlauf: Sie sind gar nicht der kalifornische Beach-Dude, sondern kommen aus dem tiefsten Texas. Sie sind auch nicht der Surfer, für den Sie alle halten...

Nein – ich bin Golfer.

Dann dachte man, Sie wären der größte Playboy – dabei wollen Sie immer nur nach der Richtigen Ausschau gehalten haben?

Mein Leben als Single war fantastisch! Das ist eine Tatsache. Ein richtig gesundes Single-Leben.

Was ist denn „ein gesundes Single-Leben“?

Ich hatte eine tolle Zeit mit tollen Frauen. Ich bin jeden Morgen – oder jeden zweiten – mit dem Gedanken aufgewacht: „Das war ja wohl wunderbar.“ Ich habe immer klar gesagt, was man von mir erwarten kann, und was nicht. Schon mit fünfundzwanzig – da war ich noch längst nicht berühmt – habe ich mich bei jedem Date gefragt, ob die Frau mir gegenüber die Eigenschaften besitzt, die ich mir für die Mutter unserer Kinder wünsche. Wenn die Antwort Nein war, haben wir trotzdem eine schöne Zeit verbracht.

Wie haben Sie Ihre Frau kennengelernt?

Ausgerechnet in einer Bar in L.A.. Das ist der letzte Ort, an dem man jemandem wie Camila begegnen könnte.

Was schätzen Sie am meisten an ihr?

Camila ist einfach sie selbst und würde sich von niemandem von ihrem Weg abbringen lassen. Sie würde ohne mich auch gut klarkommen. Hier hat keiner den anderen vor irgendetwas gerettet.

Vermissen Sie Ihre Unabhängigkeit? Sie sind gern allein auf Abenteuertrips gefahren.

Sagen wir so: Früher habe ich immer One-Way-Tickets gebucht, das gibt es heute für mich nicht mehr.

Ihre Trips sind außergewöhnlich. Warum Mali, die Anden oder die marokkanische Wüste statt Cancun oder Côte d'Azur?

Es geht absichtlich an unkonventionelle Ziele. Am liebsten reise ich allein und nur mit dem Rucksack. Schauen Sie: Ich erlebe durch meinen Job viel Luxus. Mein Leben ist gefüllt mit Annehmlichkeiten. Ich bin in Paris mit einem Hubschrauber zum Flughafen geflogen und dann mit einem Privatjet hierher. Ich habe Zugang zu den tollsten Dingen und genieße das auch sehr. Aber genau deswegen, finde ich, tut es mir gut, zwischendurch alles Unnötige abzustreifen und zu schauen, ob ich auch mit dem auskomme, was in einen Rucksack passt. Dann suche ich Orte auf, wo ich keine Freunde habe, kein Auto auf mich wartet, wo das Handy kein Netz hat und wo ich mich nicht mal in der Landessprache verständigen kann.

Jetzt, wo Sie eine Frau und Kinder haben, nehmen Sie auch kein Handy mit?

Nein. Aber mich kann man im Notfall immer erreichen, ich halte nur geheim, wie. Ich reise unter einem anderen Namen, mich stört es nicht mal, wenn es keinen Strom gibt. Dinge zu vermissen, ist eine Erfahrung, die einem gut tut. Es ist sehr gesund, denn zuletzt bleibt dir von allem, was du kennst, nur noch eines übrig: Das bist du selbst. Plötzlich hängst du mit dir selbst fest. Und damit muss man gut klarkommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2011)

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