Daniel Craig: Adrenalin? Nur im Film!

Daniel Craig Adrenalin Film
Daniel Craig Adrenalin Film(c) AP (Timothy White)
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Der James-Bond-Darsteller wollte schon immer einmal einen Cowboy spielen. Der Titel seines neuen Films "Cowboys & Aliens" hat ihn davor nicht zurückschrecken lassen. Privat liebt er es ruhig.

Daniel Craig strahlt, als er die Interviewsuite betritt. Das komplette Gegenteil zu seinem jüngsten Kinoeinsatz, wo er als grimmiger Cowboy gegen garstige Aliens kämpft. Falls das an seiner jüngsten Heirat mit Kollegin Rachel Weisz liegen sollte – wir erfahren es nicht, da er sein Privatleben unter Verschluss hält. Vielleicht liegt es einfach daran, dass er nicht mehr auf dem Fußboden schlafen muss wie früher.

Sie sind ja für eher ernsthafte Rollen bekannt – auch Ihr James Bond ist außergewöhnlich seriös. Wie landen Sie da in einem Film wie „Cowboys & Aliens“?

Daniel Craig: Als ich den Titel las, war ich erstmal skeptisch. Ich dachte, das Ganze wäre eine Komödie, und ich bin nicht gerade begeistert, bei irgendwelchen Gag-Paraden mitzumachen. Aber dann begriff ich, dass der Titel der einzige Gag war. Abgesehen davon wollte ich immer schon einen Cowboy spielen, das gab den Ausschlag.


Und wie wird man dann Cowboy?

Übung, Übung und nochmals Übung. Vor allem mit den Waffen, und der große Reiter war ich auch nicht. Ich habe mich auf Gedeih und Verderb festgehalten, damit ich im Sattel blieb. Außerdem durfte ich lernen, wie man seinen Hut befestigt, damit er mir nicht runterfiel. Schließlich musste ich für jedes Mal Geld in die Crewkasse zahlen.


Eine furchtbare Vorstellung. Gibt es sonst noch etwas, vor dem Sie Angst haben? Aliens vielleicht?

An die glaube ich nicht. Ich bin auch definitiv nicht von Außerirdischen entführt und rektal untersucht worden (lacht). Das Einzige, wovor ich mich fürchte, ist, dass meiner Familie etwas passiert. Sie möchte ich schützen – auch vor der Öffentlichkeit.

Was bei einem so prominenten Filmstar wie Ihnen ein wenig schwierig ist.

Das mag sein. Aber ich spreche eben nicht über meine Angehörigen. Mein Privatleben ist mein Privatleben, und in den letzten Jahren bin ich da noch vorsichtiger geworden.

Sie stehlen sich nur im Dunkeln oder in Anwesenheit von Bodyguards aus dem Haus?

So weit geht es nun auch wieder nicht. Du darfst nicht denken: „Oh, ich würde gerne dahin fahren – nein, das geht nicht.“ Ich versuche, mein Leben so normal zu leben wie möglich.


Was heißt das?

Ich gehe weiterhin ins Pub, lange Aufenthalte sind halt nicht drin. Aber das ist auch nicht so schlimm. Denn mein liebster Zeitvertreib ist Reisen, das lasse ich mir nicht verdrießen.

Sie müssten froh gewesen sein, als das berüchtigte Klatschblatt „News of the World“ eingestellt wurde.

Ja, es war höchste Zeit, dass dieser Saustall beendet wurde. Es war ekelhaft. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin für die freie Presse, die ist für die Funktionsfähigkeit einer Demokratie sehr wichtig. Aber wenn die Presse zur Diktatur wird, dann wird ihr Zweck ad absurdum geführt. Wobei ich hoffe, dass Printmedien Bestand haben. Denn sie sind die einzige Form des Journalismus, die sich noch halbwegs reguliert. Sonst gibt es nur noch das Internet, und bei dem gibt es gar keine Kontrolle. Da sucht jeder nur noch die schlimmstmögliche Art von Story.

Ist ein Daniel Craig nicht hart genug, um sich von so etwas nicht beeindrucken zu lassen?

Sie sollten mich nicht mit meinen Filmfiguren verwechseln. Ich bin überhaupt nicht so tough drauf. In meiner Freizeit gehe ich keine Risken ein, springe weder Fallschirm noch mache ich Bungee-Jumping. Ebensowenig mag ich Survivaltrips. Bei mir muss es ruhig zugehen – ohne große Dosis Adrenalin.

Wie ist dann Ihre Vorstellung von Erholung?

Ein gutes Buch zur Hand zu nehmen. Lesen ist für mich wichtig. Als Schulabbrecher habe ich da ein ordentliches Nachholbedürfnis in Sachen Bildung.

Aber gewisse Widerstandskraft müssen Sie schon besitzen. Sie verließen die Schule mit 16, um sich als Schauspieler durchzuboxen.

Ja, aber in dem Alter bist du eben noch arrogant. Du glaubst, du kannst alles erreichen. Nachdem ich die Theaterschule beendet hatte, schloss ich einen Pakt mit mir: „Wenn ich neben der Schauspielerei irgendeinen anderen Job annehmen muss, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, dann gebe ich meine ganzen Karrierepläne auf.“ Haarscharf habe ich es geschafft. Irgendwie bekam ich immer eine kleine Rolle. Ich brauchte nicht viel – als Teenager schläfst du auch mal bei Freunden auf dem Boden.

Was Sie nicht mehr tun müssen. Wie groß ist Ihr Bedürfnis nach Luxus heute?

Immer noch gering. Meine Bedürfnisse haben sich nicht großartig geändert. Ich fahre keine aufwendigen Limousinen – die kriege ich ja bei der Arbeit zur Verfügung gestellt. Man hat mir ein paar schöne Anzüge geschenkt – aber in der Früh nach dem Aufstehen sehe ich trotzdem unansehnlich aus.

Wenn es mal mit der Schauspielerei doch nicht mehr klappen sollte, welcher Beruf käme für Sie nie in Frage?

Politiker. Denn diese Leute sind nichts weiter als gescheiterte Schauspieler. So gesehen freue ich mich jetzt darauf, wieder James Bond zu spielen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2011)

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