„Battleship“: Schifferlversenken per Großkaliber

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Peter Bergs 200 Millionen Dollar teures Action-Abenteuer „Battleship“ besteht aus einer Armada von Spezialeffekten, nimmt sich aber selbst nicht ganz ernst. Leider nur am Rande zu sehen: Liam Neeson als Admiral.

Generationen von Schülern haben kariertes Papier dazu zweckentfremdet, in langweiligen Stunden gegeneinander virtuelle Kriegszüge zu führen. Hasbro (damals noch die Milton Bradley Company) hat das simple Spiel kommerzialisiert und in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts als Brettspiel herausgebracht. Auf Englisch heißt es „Battleship“, der gleichnamige Film hat genau dieses Ratespiel als Handlungsgrundlage.

Schifferlversenken als Plot für einen ganzen Film? Genau das setzt Peter Berg in seinem Science-Fiction-Knaller „Battleship“ (Universal) um. Das Freizeitvergnügen wird allerdings um ein paar Elemente erweitert: Zuerst wären da die Aliens, deren Amphibien-Raumkreuzer es zu versenken gilt. Auch der talentierte, aber charakterschwache Held darf nicht fehlen, er muss schließlich die Welt retten. Diesmal ist es der junge Soldat Alex Hopper (Taylor Kitsch), der anfangs nichts auf die Reihe kriegt, dann doch noch zu den Marines kommt und – nach der Invasion der Aliens – mangels Alternativen das Kommando über ein Kriegsschiff erhält.

Die vorhersehbare Handlung soll durch prominente Besetzung kompensiert werden: Hoppers Verlobte Sam wird von Bikini-Model Brooklyn Decker gespielt, die Rolle seines Bruders übernimmt Alexander Skarsgård. Und R & B-Sängerin Rihanna unterstützt den Kampf gegen die Aliens als Waffenspezialistin Leutnant Raikes. Leider nur am Rande zu sehen: Liam Neeson als Admiral Shane, Hoppers Vorgesetzter und Vater von dessen Verlobter, wertet den Film durch seine Präsenz und gute Dialoge auf.
Doch das Reden geht im Dauerfeuer unter. Hoppers Schiff, von den anderen isoliert, gewinnt durch eine Strategie der Zurückhaltung und trifft blindlings ins Schwarze. Weil die Radargeräte in der von den Aliens abgeriegelten Kampfzone im Pazifik nicht funktionieren, müssen die Marines raten, wo sich die gegnerischen Schiffe befinden. Wie beim Spiel ballern sie einfach darauf los.

Lichtscheue Außerirdische mit Bärten

Die 200 Millionen Dollar teure Produktion wirkt wie eine Kreuzung zwischen den Actionfilmen „Transformers“ und „World Invasion: Battle Los Angeles“: Die Figuren aus Ersterem wurden ebenfalls von Hasbro erschaffen, Letzterer schwelgt in Veteranenkitsch, ohne den auch „Battleship“ nicht auskommt: Die entscheidende Schlacht wird mit dem historisch bedeutenden, 70 Jahre alten Kriegsschiff „USS-Missouri“ gewonnen. An Bord jubeln seine Veteranen.

Während aber „Battle: LA“ wie ein pathetisches Propagandavideo der Marines wirkt, hat man bei „Battleship“ das Gefühl, dass der Film sich selbst nicht ganz so ernst nimmt. So äußert ein Soldat den Verdacht, dass es sich bei den Angreifern mit Sicherheit um „diese Nordkoreaner“ handelt, und ein Wissenschaftler vergleicht die Invasion mit der Ankunft des Columbus in Amerika: „Nur sind wir diesmal die Indianer.“

Denn die Außerirdischen wollen die Ressourcen der Erde ausbeuten. Weil die Menschen dabei im Weg stehen, werden sie mit eindrucksvollen Waffen niedergemäht. Außerhalb ihrer Schiffe tragen die Angreifer schwere Kampfanzüge mit eingebautem Sonnenschutz, grelles Licht scheint sie zu irritieren. Zumindest was die Darstellung der Aliens betrifft, kann der Film auf der mutigen Seite angesiedelt werden. Die Außerirdischen, das sind hier keine am Rande der Kamera vorbeihuschenden schwarzen Schatten, die man nie wirklich zu Gesicht bekommt, sondern anthropomorphe Figuren in Nahaufnahme, richtige Aliens mit gruseligen Gesichtern und Bärten. Abgesehen davon aber bleibt „Battleship“ eine Invasion der alten Schule, mit aufwendigen Spezialeffekten und plumpen Charakteren.
Vielleicht reicht die Spielanleitung für Schifferlversenken also doch nicht für die zweistündige Handlung eines Action-Blockbusters. Trotzdem überrascht es wenig, dass dieser Film, der auf einem klassischen Spiel basiert, nun wieder zur Vorlage für ein Videospiel werden soll: Ende April erscheint „Battleship“ auch für PlayStation, Nintendo und Xbox.

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