Romantik als Egotrip: Farce von Beigbeder

Romantik Egotrip Farce Beigbeder
Romantik Egotrip Farce Beigbeder(c) EPA (LUC SKEUDENER)
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Kuschelzynismus: Erfolgsautor Frédéric Beigbeder verfilmt sich mit "Das verflixte 3.Jahr" selbst.

„Im ersten Jahr kauft man die Möbel. Im zweiten Jahr stellt man sie um. Im dritten Jahr teilt man sie auf.“ Der Drei-Satz-Aphorismus bündelt die These von „Das verflixte 3. Jahr“, einem Schlüsselroman von Szenekolumnist Marc Maronnier: Liebe dauere nur drei Jahre, ihr Verlauf sei mit den drei Sätzen exakt beschrieben. Nicht unbeteiligt an der Schlussfolgerung ist Maronniers eben erfolgte Scheidung: Erst reagiert er mit dem üblichen Selbstmitleid, Sexismus und Trotzreaktionen – schwere Alkoholexzesse, lächerliche Suizidversuche, Spekulationen über die Schamhaarfrisur vorübergehender Passantinnen.

Dann schreibt sich Maronnier den Frust unter Pseudonym von der Seele, mit Erfolg – nur hasst seine (verheiratete) neue Geliebte das Werk, was zu weiteren Komplikationen führt. Der Rest ist typische Romantikfarce im flotten Werbemäntelchen als ironischer Egotrip. Schließlich handelt es sich bei der Verfilmung „Das verflixte 3. Jahr“ um das Regiedebüt von Frédéric Beigbeder, der als Houellebecq für Seelenschwache durch den Zeitgeist rauscht: ein Kuschelzyniker aus der Werbebranche, dessen Systemkritik immer auch Eigenwerbung ist – wie im Bestseller „39,90“, seiner Abrechnung mit dem Werbejob.

Vorlage ist ein ebenfalls autobiografisch inspiriertes Werk: der Abschluss von Beigbeders Maronnier-Trilogie, auf Deutsch als „Die Liebe währt drei Jahre“ erschienen. Den hat er 15 Jahre später selbst verfilmt, um „ein Werk zu verbessern“, das heißt: zeitgemäße Bonmot-Einfügungen, etwa zu nun allgegenwärtigen SMS-Textnachrichten („eine raffinierte Art der Folter“). Trotz schnell zwangsoriginell wirkender Pointen-Streberei ist das im Kern sowieso herzlich unoriginell: die Videoclip-Variante alter Woody-Allen-Methoden samt Prominenten-Namedropping (Gastauftritt-Witze: Dauerdiskursler Alain Finkielkraut und Filmmusiklegende Michel Legrand als Sachwalter der Romantik). Nur vollends auf maximale Oberflächlichkeit getrimmt, dabei immerhin ehrlich aufdringlich in der Selbstgefälligkeit: Ein paar Lacher sind drin, aber diese flüchtige Affäre beansprucht keine Aufmerksamkeitsspanne von drei Jahren, sondern höchstens drei Sekunden. hub

Ab Freitag in den Kinos.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2012)

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