Chaos und Klamauk: Patchworkfamilie im Weißen Haus

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C(c) REUTERS (GUS RUELAS)
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Die neue NBC-Comedyserie „1600 Penn“ beschreibt den kunterbunten Alltag der fiktiven Präsidentenfamilie Gilchrist.

Was die Bewohner der 1600 Pennsylvania Avenue in Washington, so die offizielle Adresse des Amtssitzes des Präsidenten, hinter dem weißen Gemäuer so treiben, bewegt die ganze Nation. Die USA betrachten sich zwar als Mutterland der Demokratie, aber im Fokus auf das Weiße Haus – einen recht bescheidenen Palast im Kolonialstil – manifestiert sich die Sehnsucht nach royalem Glanz à la London: Die Kennedys, die Nixons, die Reagans, die Clintons, die Obamas personifizieren für die US-Gesellschaft Ersatzmonarchen.

Zahllose Hollywoodfilme und TV-Serien wie „West Wing“ gaben Einblick hinter die Kulissen. Im Vorjahr porträtierten die Serien „Veep“ und „Political Animals“ die Intrigen um eine Vizepräsidentin bzw. eine Außenministerin – für Letztere standen die Clintons Pate. „1600 Penn“ nennt sich in der Abkürzungsmanier der Amerikaner – nach dem Modell der Serie „30 Rock“, dem NBC-Hauptquartier in New York – nun die neue Comedyserie, die am Donnerstagabend auf NBC anläuft und die den chaotischen Alltag der Präsidenten-Patchworkfamilie Gilchrist abbildet. Nach dem Thriller „Independence Day“ gibt darin Bill Pullman erneut den Präsidenten, Jenna Elfman („Dharma & Greg“) seine zweite Frau und Stiefmutter der vier Kinder – ein „Trophy Wife“, wie ein Reporter unterstellt.

Staatsaffäre nach Tennismatch

In der Pilotfolge ging es gleich drunter und drüber: Strip, der älteste Sohn, kehrt nach einer fehlgeschlagenen pyromanischen Aktion und sieben Jahren im College zurück ins wenig traute Domizil; Becca, die so mustergültige älteste Tochter, ist nach einem One-Night-Stand schwanger; und der Präsident selbst beschwört nach einem Tennismatch gegen seinen brasilianischen Amtskollegen und einem Körpertreffer beinahe eine Staatsaffäre herauf. Am Ende von so viel billigem Klamauk sitzen die Gilchrists friedlich vereint in der Pizzeria.

Womöglich wird ihr Serienleben nur kurz währen, denn bei miserablen Einschaltquoten machen die US-Sender kurzen Prozess: Sie kippen die Serie nach wenigen Folgen. Als deklariertes Vorbild gilt jedenfalls die ABC-Erfolgsserie „Modern Family“ über eine Patchworkfamilie samt schwulem Paar – eine Lieblingsserie der Obama-Töchter Malia und Sasha. Am Mittwoch nahmen sie die neuen Folgen im Kinosaal des Weißen Hauses schon in Augenschein, und Präsident Barack Obama gewährte der Seriencrew eine Audienz mit anschließender Führung. Kunststück: Drehbuchautor Jon Lovett arbeitete als Obamas Redenschreiber im Weißen Haus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2013)

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