Liebevolle Liebeskomödie, zart satirisch

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„Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“, der Zuschauer hat Spaß und wird aufgebaut.

Ego Shooter heißen die Computer-Kampf-Spiele, bei denen man möglichst exakt Köpfe treffen muss, auch solche von Mönchen und kleinen Mädchen. Manche probieren das dann auch in der Praxis aus, weswegen diese Spiele umstritten sind. Robert Zimmermann, der Bob Dylans bürgerlichen Namen trägt, entwickelt solche Mörderspiele, sieht aber aus wie ein Milchbubi und Mamas Lieblingsschwiegersohn.

Regisseur Leander Haußmann liebt solche Antinomien, doch gebraucht er sie allzu routiniert. Trotzdem ist „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ ein bisschen mehr als zeitgeistige Unterhaltung. Im Vergleich zu TV-Geschichten dieser Art wird man den Film als angenehm intelligent, sogar eine Spur welthältig empfinden, wenn auch auf eine alltägliche Weise, die allerdings ziemlich erfrischend ist.

Der junge Robert (Tom Schilling), cool, smart und wohlhabend, lässt seine flotte, blonde Freundin (Julia Dietze) stehen, wegen einer älteren Frau, die zwar auch sehr hübsch ist, sich aber längere Zeit gegen seine Annäherungsversuche wehrt. Als Robert endlich dabei ist, bei seiner Monika (Maruschka Detmers) zu landen, tritt ihm deren afroamerikanischer Sohn (Sammy Steward) in den Weg. Der Junge in den besten Pubertätsjahren findet das Pantscherl seiner Mama mit Robert schlicht unappetitlich.

Robert besticht den Burschen mit seinen grauslichen Computerspielen, Monika wirft ihren Verehrer darauf hin wegen „Stalking“ hinaus. Robert hat eine lesbische Schwester, Pia (Annika Kuhl), deren korpulente Freundin Marga (Bettina Stucky) sie mit Argusaugen bewacht, Pia wird trotzdem schwanger. Roberts Vater (Johann Adam Oest) wirft sich aufs Motorrad und braust mit einer kessen Biene (Kirstin Hesse) davon, die sich von ihm eine Wohnung um 300.000 Euro kaufen lässt und hernach mit Roberts Freund im Bett verschwindet, worauf Roberts Vater reuig zu seiner Gattin heimkehrt...

Leander Haußmann gibt der Story, wie er das schon als Theaterregisseur verstanden hat, einen gehörigen Drall ins Schräge, Schrille (aber nie zu viel) sowie eine herzige und herzliche Originalität. Auf diese Weise hat man spätestens nach zehn Minuten seinen aufkeimenden Groll gegen die Klischees und den Kitsch, der sich hier aufbaut, vergessen und beginnt diese Charaktere zu lieben in ihrer Tolpatschigkeit, das Leben auf die Reihe zu bringen – was ihnen überraschenderweise schließlich gelingt.

„Alles ein Problem“, wer das nicht hatte, konnte sich noch vor ein paar Jahren mit seiner Kunst verstecken. „Alles kein Problem“, lautet nun die Devise. Wer sich sacht auf dieser Feel-Good-Welle wiegen und dabei einiges über das Leben zwischen fröhlichem Prekariat und leicht errungenem Wohlstand erfahren will, ist hier bestens bedient. Man lacht viel und nicht unter seinem Niveau. Großartig: Die Musik von „Element of Crime“ und Vladimir Vissotski. bp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2008)

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