Film-Moritat: Gezeichnet fürs Leben

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„Räuber Kneißl“: ein patscherter Bayern-Western. Der Film pendelt von folkloristischer Lausbubengeschichte zu Liebestaumel und es gibt einen Hauch Sozialkritik mit verstockten Flüchen.

In Legenden vom Räuber Mathias Kneißl heißt er öfter „bayerischer Robin Hood“. Ganz so war es doch nicht: Kneißl foppte zwar zu Ende des 19. Jahrhunderts die Obrigkeit, gab jedoch nicht den Armen. Arm war er selber: Seine Eltern wollten durch Diebstahl überleben, das kostete den Vater das Leben, die Mutter die Freiheit, den Sohn das Vertrauen in Gerechtigkeit. Auch Mathias kam ins Gefängnis – und einmal als Zuchthäusler gebrandmarkt, gab es für den Außenseiter Mathias Kneißl keinen Ausweg. Wiewohl er den Beamten bis zur Festnahme durch eine Übermacht so manches Schnippchen schlug.

Ein guter Kinostoff, der schon zweimal verfilmt wurde: 1970 von Reinhard Hauff, der in Mathias Kneissl in der zeittypischen Art des „kritischen Heimatfilms“ den sozialkritischen Aspekt betonte. Und 1980 unter dem wunderbaren Titel Das stolze und traurige Leben des Mathias Kneissl von Oliver Herbrich als Elegie, die gegenwärtige Resignation in der Figur fand.

Der sympathisch-schlampige Regie-Vielarbeiter Marcus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt, ist länger tot) hat keine solchen Ambitionen. Seinen Räuber Kneißl(antiheldisch: Maximilian Brückner) erzählt er, als würde er durch ein Bilderbuch blättern. Jene tragische Romantik, die einst Curd Jürgens als Räuberhauptmann Schinderhannes verkörperte, ist nah. Jedoch ist die Moritat letztlich zu patschert inszeniert – und zu uneben.

Der Film pendelt von folkloristischer Lausbubengeschichte zu Liebestaumel (mit Brigitte Hobmeier), es gibt einen Hauch Sozialkritik mit verstockten Flüchen gegen den „Sozi-Krampf“ (Sigi Zimmerschied besticht als korrupter Bauer), und immer wieder Western-Momente: Wie sein Held träumt Rosenmüller von Amerika, dabei ist er das Gegenteil eines Traumfabrikhandwerkers. Grad im Ungeschickten ist Räuber Kneißl persönlich und manchmal einnehmend. Aber nicht unbedingt gelungen. hub

Ab Freitag im Kino.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2008)

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