Ein sympathischer US-Film über Liebe und Freundschaft. Die Hollywood-Komödien aus dem Dunstkreis des „Frat Pack“ um die Komiker Ben Stiller und Will Ferrell sind weder radikal in ihrer Form noch in ihrer Erzählweis
Interessensgemeinschaften von schmerbäuchigen Männern, die Comicfiguren sammeln, gibt es im aktuellen Komödienkino einige: Hauptverantwortlich dafür ist Regisseur-Autor Judd Apatow, der mit gefühlsechten, humorigen Liebeserklärungen an die Freaks& Geeks (so der Titel seiner früheren TV-Serie) regelmäßig Publikumserfolge feiert.
Trauzeuge gesucht! (der englische, bessere Titel: I Love You, Man) schlägt in eine ähnliche Kerbe: Ein konformitätsgläubiger Schwiegermuttertraum namens Peter Klaven (uneingeschränkt liebenswert: Paul Rudd) trifft auf den leicht aus der Form geratenen Masturbationsenthusiasten Sydney Fife (eine Erscheinung: Jason Segel). Es entwickelt sich eine zuerst zweckmäßige – der kumpellose Immobilienmakler Peter sucht einen Trauzeugen –, dann liebevolle Beziehung, schließlich eine sehr enge Freundschaft. „Bromance“ nannten US-Medien die Mixtur aus „Brotherhood“ und „Romance“: Tatsächlich serviert Regisseur John Hamburg ein ganzes Portfolio an Vorschlägen zur männlichen Identität. Peters Vater (wie immer donnernd: J.K. Simmons) ist ein Kerl alter Bauart, sein Bruder ein glücklich liierter, gänzlich unaffektierter Homosexueller, sein wichtigster Klient der ehemalige „Fernseh-Hulk“ Lou Ferrigno.
Von Cheerleadern erniedrigt
Die Hollywoodkomödien aus dem Dunstkreis des „Frat Pack“ um die Komiker Ben Stiller und Will Ferrell sind weder radikal in ihrer Form (eher sind sie formelhaft) noch in ihrer Erzählweise: Auch Trauzeuge gesucht! endet in der Erfüllung des konservativen Lebenstraums inklusive hübscher Frau und einem Kind. Aber diese Unterhaltungsfilme haben neben dialogwitzigen Drehbüchern und hervorragenden Schauspielern ein überdurchschnittliches soziales Bewusstsein. Die Außenseiter, die glubschäugigen Brillenträger und patscherten Computerfreaks – im College von aufgepumpten Quarterbacks und großbrüstigen Cheerleadern erniedrigt, in unzähligen Vorabendserien für Lacher missbraucht –, rücken ins Zentrum der Unterhaltungsindustrie: Jetzt sind sie die Sieger der Herzen.
Außerdem lebt Trauzeuge gesucht! von der unorthodoxen Kombination Rudd/Segel: Der Niedliche und das Tier (alias „Dude von Dudenstein“) spielen das hauptsächlich dekorative Restensemble an die Wand (die Frauenfiguren sind auch in dieser US-Komödie leider unterentwickelt). In der zur Männerhöhle umgebauten und mit Bongs, Fernsehern und Onaniegeschirr zugestellten Garage spielen sie die schönsten Lieder der kanadischen Rocker „Rush“ nach, Peter hebt zum Luftgitarrensolo an. Als er die ekstatische Stimmung mit seiner Verlobten teilen will, erntet er von ihr aber nur Unverständnis – und weiß: Eine echte „Bromance“ ist eben konkurrenzlos.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2009)