Schulkomödie: Pädagogin im Butterbrotformat

Dr. Schmitt-Gössenwein (Anja Kling) wird Opfer eines Schulzaubers.
Dr. Schmitt-Gössenwein (Anja Kling) wird Opfer eines Schulzaubers.(c) Sony Pictures
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In „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“ werden aus autoritären Professoren im Handumdrehen streichelweiche Musterpädagogen. Eine platte Schulkomödie.

Dass Kinder sich nach Abenteuern sehnen, ist kein Geheimnis. Weil das Leben aber nicht immer abenteuerlich ist, schaffen Bücher und Filme Abhilfe: Kleine Helden können darin ihren Mut beweisen, Bösewichte überlisten oder für ein höheres Gut kämpfen. Dass sie ihre Schule retten wollen, kommt im Kanon der Heldengeschichten eher selten vor.

Für den netten Bengel Felix, Protagonist in der deutsch-österreichischen Komödie „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“, ist die Rettung seiner Schule seine einzige Chance: Von allen anderen der Stadt ist er nämlich schon geflogen. Im letzten verbleibenden Gymnasium wird er gleich einmal von seinen neuen Mitschülern verlacht und von der Direktorin Dr. Schmitt-Gössenwein erniedrigt. „Wir unterrichten hier seit über einhundert Jahren nach modernsten Methoden“, bläut sie ihm ein.

Ganz normal ist diese Schule nicht. Vieles hier erinnert an Harry Potters Hogwarts: Die Türen spielen ihr eigenes Spiel, durch die steinernen Gänge schleicht ein gruseliger Hausmeister mit seiner Katze, im geheimnisvollen alten Lehrerzimmer stapelt sich wunderliches Kramuri. Dort passiert es dann auch: Als die strenge Direktorin Felix nachts bei einem Einbruch ertappt und prompt von der Schule werfen will, schrumpft sie auf das Format einer Actionpuppe. Das würde Felix nicht weiter stören – wäre da nicht der böse Schulrat, der die Schule dichtmachen will, um sie in eine Eliteanstalt zu verwandeln. „Schmitti“ muss also irgendwie wieder groß werden, um das zu verhindern. Nur wie?

Regisseur Sven Unterwaldt („Sieben Zwerge“) hat die Geschichte frei nach Sabine Ludwigs gleichnamigem Kinderbuch inszeniert. Die Charaktere gerieten dabei comichaft flach und überzeichnet, so reden sie auch: „Was ist das? Ein Albtraum??“, holpert es etwa ungläubig aus Felix (Oskar Keymer) heraus, als er beim Aufwachen die Miniatur-Lehrerin auf seinem Nachtkasterl sieht.

Ostrowski grüßt die „Zwetschkenröster“

Otto Waalkes witzelt in seinem kurzen Auftritt als Geist des Schulgründers in gewohnter Manier. Der Österreicher Michael Ostrowski spielt einen gütigen Musterpädagogen, der seine Kinder mit „Liebe Zwetschkenröster“ begrüßt und ihnen bei der Schularbeit mit sanfter Stimme „viel Freude“ wünscht. Die geschrumpfte Direktorin (Anja Kling) ist hingegen eine labile Schreckschraube. Sie praktiziert autoritären Frontalunterricht, als Alternativentwurf dient am Ende des Films ein bunter Lernparcours mit Bällebad. Die erzieherischen Gegensätze könnten platter kaum sein.

Das eigentliche Problem des Films ist aber: Er zielt von Anfang an auf ein viel zu simples Happy End ab und entwirft damit eine Welt, in der sadistische Erwachsene ganz plötzlich zu streichelweichen Vorzeigelehrern werden, in der Feinde nach einem kurzen Vernunftgespräch gemeinsam „Hurra“-rufend in die Luft springen, und in der matheschwachen Kindern wie durch göttliche Fügung die Lösung auf schwierige Rätsel einfällt. Nach dem Motto: Wenn du es wirklich willst und fest daran glaubst, kannst du alles erreichen – tun musst du dafür aber nichts.
So leicht dürfen wir uns unsere Abenteuer nicht machen . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2015)

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