„Batman vs. Superman“: Männer aus Stahl und, oh Wunder, eine Frau

Das lang erwartete Aufeinandertreffen zweier Superhelden: Batman (Ben Affleck) versus Superman (Henry Cavill).
Das lang erwartete Aufeinandertreffen zweier Superhelden: Batman (Ben Affleck) versus Superman (Henry Cavill).(c) Warner
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Die Comicbuchikonen treffen erstmals in einem Realfilm aufeinander. Zack Snyders grimmiges Bombastwerk ist die Antithese zu satirischen Superheldenfilmen: DC fordert Marvel damit zum Duell um die Comic-Krone.

Noch immer nicht müde von den Legionen von Superhelden, die vorzugsweise im protzigen 3-D-Bombast auf der Leinwand zugleich für Verwüstung und Triumph sorgen? Bitte, dann hereinspaziert zu einer weiteren Comicverfilmung. Wollen wir fair bleiben, „Batman v Superman“ ist eine spezielle und eine von Comicbuchfans lang erwartete. Bis dato trafen die beiden Ikonen des DC-Universums noch in keinem Realfilm aufeinander.

Der Film schließt an die Geschehnisse des bislang letzten Superman-Kinoabenteuers „Man of Steel“ (2013) an. Der Feschak mit dem roten Umhang und der perfekten Pomade-Frisur (wieder schlüpft Henry Cavill in das Superman-Kostüm bzw. in die biederen Klamotten des Journalisten Clark Kent) hat zwar Metropolis vor seinem Widersacher General Zod vom gemeinsamen Heimatplaneten Krypton gerettet, aber indirekt auch die Stadt – man hat die Bilder von 9/11 wieder vor Augen – in Schutt und Asche gelegt. Die Gesellschaft ist gespalten. Zwar wurde eine Skulptur für ihn errichtet. Nicht wenige Bewohner der Metropole sind aber der Ansicht, er sei für den Tod von vielen Zivilisten mitverantwortlich. Und ja, auch die Medien tragen zur aufgehetzten Stimmung bei. Das lässt den Helden zweifeln, zudem blickt er kritisch nach Gotham, wo ein Mann – Sie wissen schon, wer – des nächtens solo auf Verbrecherjagd geht und sich sadistischer Methoden bedient. Superman sieht Batman als Bedrohung für die Gesellschaft.

Batman plagen bizarre Albträume

Das gilt auch vice versa. Bruce Wayne alias Batman (solide: Ben Affleck) teilt die Meinung vieler Bürger, Superman sei eine außerirdische Gefahr („The son of a bitch brought the war to us“). Den sichtlich in die Jahre gekommenen, immer noch zerrissenen Wayne plagen bizarre Albträume, in denen er mit einer übermächtigen Armee Supermans kämpft. Deshalb will er vor der Frühpension noch einmal in den gestählten Fledermauspanzer schlüpfen und sich Superman im ungleichen Duell stellen, quasi als Vermächtnis für die Nachwelt. Das Kindheitstrauma von Bruce Wayne – seine Eltern wurden vor seinen Augen erschossen – und seine besondere Beziehung zu Fledermäusen wird zu Beginn des Films zwar in beeindruckenden Bildern, aber doch im Schnellverfahren dargestellt. Wer wissen möchte, wie aus einem Waisenkind der zornige dunkle Ritter wurde, dem sei „Batman Begins“ empfohlen.

Und wäre das epische Duell nicht schon genug für einen Kinofilm, mischt auch Supermans Paradeantagonist, der Unternehmer Lex Luthor (Jesse Eisenberg) mit. Dank ausgezeichneter Netzwerke gelangt er an Kryptonit – also jenes Material, dass die einzige wirkungsvolle Waffe gegen Superman darstellt – sowie an die Leiche von General Zod und dessen Raumschiff. Mit einem perfiden Plan will er sich gleich zweier Superhelden entledigen, doch Luthor hat die Rechnung ohne eine mysteriöse Frau (Gal Gadot) mit Superkräften gemacht . . .

Wenn Zack Snyder Regie führt, spaltet sich in der Regel das Kinopublikum: Die einen lieben seine ästhetisch-düsteren, martialischen Filme mit einem großen Schuss Pathos. Andere kritisieren seinen exzessiven Körperkult und die brutal-fragwürdige und bitterernst-blutgetränkte Darstellung von Krieg („300“). An so mancher Stelle zeigen sich auch in „Batman v Superman“ die Snyder'schen Elemente. Etwa wenn der halb nackte, übertrieben aufgepumpte Affleck in Vorbereitung auf sein Duell mit Superman manisch auf Lkw-Reifen einhämmert – ein absurder Moment, der unfreiwillig komisch ist, weil er frappant an die Training-Montage-Szene Sylvester Stallones in „Rocky IV“ erinnert. Dennoch wirkt Snyders zweiter „Superman“-Film stringenter als „Man of Steel“, der sich in der zweiten Hälfte in konfusen, schier nie enden wollenden CGI-Schlachten verlor. Diesmal gelingt der Spagat zwischen Storytelling und Reizüberflutung eindeutig besser – und das, obwohl hier mehrere Stränge miteinander verwoben werden. Wonder Woman (das sollte nach den Trailern nun wirklich kein Spoiler mehr sein), eine der ältesten DC-Figuren, feiert endlich ihr Kinodebüt (ein Solofilm kommt 2017), auch „Justice League“-Ensemblefilme (ebenfalls 2017) werden angedeutet.

Die Besetzung der Nebenrollen ist durchaus interessant: Das gut gealterte Sexsymbol Jeremy Irons gibt Bruce Waynes Butler Alfred – Michael Caine gefiel in der Nolan-Trilogie aber besser. Mit Jesse Eisenberg als Antagonist Lex Luthor hat man eine andere zentrale Figur neu definiert. Statt eines kahlköpfigen, wohlgenährten Großindustriellen wirkt Lex 2016 wie ein hipper Star der Start-up-Szene: Wuschelkopf, Sneakers, T-Shirt. Seine fast schon hyperaktive Art tut dem Film gut, sie lockert die getragene Stimmung auf, erlaubt dem Pathos eine Pause.

Während Konkurrent Marvel jüngst bei Filmen wie dem charmanten „Ant-Man“ oder „Deadpool“, der die vierte Wand durchbrach, den Humor forcierte, werden hier die Mauern zur ironisierten Gesellschaft meterhoch wieder aufgebaut: DC fordert Marvel damit zum Duell um die Comicfilm-Krone.

Gipfeltreffen der Superhelden: DC-Ikonen im Porträt

Batman. Die Comicfigur wurde 1939 vom Zeichner Bob Kane und dem Autor Bill Finger geschaffen und erschien – wie Superman – im DC-Comicverlag. Der „Fledermausmann“ ist das Alter Ego des Milliardärs Bruce Wayne, der als Kind den Mord seiner Eltern mit ansehen musste und daraufhin schwor, das Verbrechen in Gotham City zu bekämpfen. Er hat keine Superkräfte, sondern verlässt sich auf technische Hilfsmittel. Batman wurde erstmals 1943 verfilmt, später von Tim Burton (mit Michael Keaton als Batman) und Christopher Nolan (mit Christian Bale). Immer noch populär ist die knallbunte TV-Serie der 1960er-Jahre.

Superman. Die Figur, die in den 1930er-Jahren von Jerry Siegel und Joe Shuster entwickelt wurde, stammt der Geschichte nach vom Planeten Krypton und führt ein Doppelleben als Reporter Clark Kent. Seine übermenschlichen Kräfte – er kann etwa fliegen, ist stark, schnell und unverwundbar – können nur von der Substanz Kryptonit eingedämmt werden. In den 1990ern lief „Superman – Die Abenteuer von Lois & Clark“ im TV. In Kinofilmen wurde der Superheld von Schauspielern wie Kirk Alyn und Christopher Reeve gespielt. 2006 folgte der schwache „Superman Returns“. Vor drei Jahren inszenierte Zack Snyder den Reboot „Man of Steel“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2016)

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