Sex and the City 2: Durch die Wüste

City Durch Wueste
City Durch Wueste(c) Warner
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In der Filmversion der schicken TV-Serie ist das Sequel noch schwächer als Teil 1. Die Mädchenjahre einer amerikanischen Prinzessin sind endgültig vorbei, geblieben ist das Shopping, das eigentlich Orgiastische der Serie.

Die Rückschau auf die glamourösen Achtzigerjahre ist durch und durch sentimental. Am Anfang des Kinofilms Sex and the City 2 mit dem obligatorischen Schwenk über Manhattan erinnert sich Sex-Kolumnistin Carrie Bradshaw an die Zeit, als sie 1986 nach New York City kam, ihre drei besten Freundinnen kennenlernte und auch ein paar Männer mit wechselnden Geschicken. Die vier reifen Singles spielen in diesen Rückblenden kleine Mädchen. Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda sind auf jung geschminkte 40- bis 50-Jährige mit veralteten Frisuren und damals modischen Kleidern. Was hat man in der Wendezeit getrunken? Tequila? Cosmopolitan? Oder gar Wodka? Und war damals nicht Lambada der heißeste Tanz?

Die Mädchenjahre einer amerikanischen Prinzessin aber sind endgültig vorbei, geblieben ist das Shopping, das eigentlich Orgiastische der Serie, und der Schuh-Fetischismus. Carrie ist seit zwei Jahren mit „Mr.Big“ (Chris Noth) verheiratet. Die Hochzeit mit Hindernissen war bereits 2008 abgehandelt worden, in einem seichten Kinokunstprodukt, das in keiner Weise an die spritzigen Episoden der TV-Serie (1998-2004) heranreichte. Die Mühen der Dauer-Ehe sind nun dem Sequel vorbehalten. Gegen diese 140 Minuten wirkt sogar Teil eins geistvoll. Die immer selben Ingredienzien werden noch einmal durchgemixt.

Diesmal nur Aufgewärmtes: Statt der Heirat von Carrie gibt es das Hochzeitsfest der besten schwulen Freunde, eine Orgie aus Kitsch und Witzchen, die auch nicht dadurch gewinnt, dass Liza Minelli singt. Und die Girls? Alle unter der Haube. Anwältin Miranda (Cynthia Nixon) lebt mit dem Vater ihres Kindes zusammen und hat Jobprobleme, Charlotte (Kristin Davies) ist vom Haushalt überfordert und von Eifersuchtsattacken geplagt – trotz und wegen einer patenten, vollbusigen jungen Nanny, die weiß, wie man mit zwei kleinen Kindern umgeht. Nur bei der männerverschlingenden Samantha (Kim Cattrall) scheint alles wie gehabt, aber ihre Lust muss sie inzwischen stimulieren, indem sie Hormontabletten schluckt, als wären sie Fruchtbonbons.

Ein Ehemann auf der Couch

Und Carrie, die soeben ein Buch über die Ehe veröffentlichte, das im „New Yorker“ verrissen werden wird? Sie hat einen Mann, der das Kleinfamilienleben ohne Kinder schätzt. Sie will zu Partys, er möchte mit ihr auf der Couch Melodramen in Schwarzweiß schauen, wenn er vom harten Bankeralltag nach Hause kommt. Carrie fordert, dass sie sich für zwei Tage in ihre alte, kleine Wohnung zurückziehen kann, um zu schreiben. Als Mr.Big das erfreut aufnimmt und von der Fünftagewoche-Ehe plus zwei Tagen Single-Auszeit schwärmt, kriegt sie die Krise.

Drohendes Klimakterium, Kindermädchen, Mobbing und ein an sich verschlossener Ehemann, der gerne in Fernseh-Autismus verfällt – es ist Zeit für vier frustrierte Pseudo-Emanzen, ein neues Abenteuer zu suchen. Sie fliegen nach Abu Dhabi, ein Scheich will Geschäfte mit Samantha machen. Ach Abu Dhabi! Vergesst New York, die Hotels am Golf sind noch viel neureicher als in Manhattan. Im Privatjet sind die Einzelkabinen so groß wie früher die Single-Wohnungen in Soho: „Quietsch!“ Am Flughafen warten vier weiße Luxuslimousinen Marke Maybach auf das Quartett: „Kreisch!“ Die Luxussuite hätte Platz für vier Scheichs samt Harem. Und jeder Gast hat einen persönlichen Butler: „Ahhhhh!“ Sogar shoppen und essen kann Frau im Morgenland wie im Märchen. Und vieles dazu noch gratis.

Wenn da nicht die zurückgebliebene Moral der Einheimischen wäre, die so gar nicht mit den Bedürfnissen konsumorientierter New Yorkerinnen vertraut sind. Das ist der am schwersten erträgliche Teil des Filmes von Regisseur Michael Patrick King – die moralisierende Darstellung des Zusammenpralls zweier Kulturen, das nicht ernst zu nehmende Seitenthema zur üblichen Modeschau von „Sex and the City“. Dort hinten in Arabien wirkt die exotische Variante des Konsums ganz einfach bizarr. Die gierigen Girls werden zur Karikatur der Karikatur. Carrie kauft sich im Suk weiße Schuhe mit gebogenen Spitzen, eine Art billiger Manolo-Treter für den Ganzkörperschleier. Auch die Spitzen in dieser handlungsarmen Glamour-Revue sind ziemlich verbogen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2010)

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