"Predator" im Kino: Angriff der Alien-Sammelfiguren

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Auftakt zur Achtziger-Nostalgiewelle im heurigen Hollywoodsommerkino: Der neue Film der „Predator“-Reihe bietet pflichtschuldige Action und wenige Ideen. Ab Freitag.

Ah, Nostalgie! Im traditionell dünnen Angebot des Kinosommers ist die Dominanz der Hollywood-Blockbuster noch stärker als sonst. Deren traditionell dünne Konzeption – größtenteils Fortsetzungen und Remakes – steht 2010 ganz im Zeichen der Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts: Mit Predators, dem jüngsten Eintrag in eine 1987 vom Arnold-Schwarzenegger-Vehikel Predator eingeleitete Serie von Science-Fiction-Actionfilmen, werden ab Freitag regelrechte Retro-Festspiele eingeläutet.

Binnen Monatsfrist folgen die Kinoversion der archetypischen Achtziger-TV-Serie Das A-Teamund eine gleichnamige Neuauflage des damaligen Kinderkampfsport-Hits Karate Kid: Das liebenswert-naive Original wird dabei gar nicht spaßförderlich an die überdimensionalen Proportionen gegenwärtiger Großfilme angeglichen. Das liegt zwar wohl einfach an den aktuellen Produktionsmechanismen der Traumfabrik, aber irgendwie spürt man auch eine tödliche Aura der Ehrerbietung – als glaubten die Macher, sich an einem regelrechten Meisterwerk der Kinokunst abzuarbeiten. Vielleicht findet man da eine Wurzel der momentanen Achtzigerjahre-Nostalgie.

Konzipiert von Robert Rodriguez

Bei Predators ist zumindest die Anlage angemessen ambitionsarm. Konzipiert und koproduziert hat ein Mann fürs Herzlich-Grobe mit Liebe zum B-Film: Der Mexikaner Robert Rodriguez, als Tarantino-Kumpel und Genreregisseur von Spy Kids bis Sin City ein Zugpferd, schrieb die Urversion des Drehbuchs bereits 1994, ein Jahr vor seinem Hollywood-Debüt Desperado. Erst wollte er selbst inszenieren, der Job ging dann an den Ungarn Nimród Antal, den der U-Bahn-Krimi Kontroll als Handwerker nach Übersee brachte.

Mehr als Handwerk ist in Predators auch nicht gefragt: Ideen werden allenfalls angerissen, während man John McTiernans Originalfilm in leichten Dosen variiert (bis in Musikzitate aus Alan Silvestris Soundtrack). Wurde damals eine US-Kommandoeinheit unter Schwarzenegger im südamerikanischen Dschungel mit dem titelgebenden außerirdischen Jäger konfrontiert, so findet sich nun ein internationaler Trupp von Söldnern, Gangstern und Killern auf unerklärliche Weise in einem Urwald wieder und wird gejagt.

Adrien Brody gibt – schweigsam und, wie sich spätestens beim obligatorischen Showdown mit nacktem Oberkörper zeigt, durchtrainiert – den Anführer, der Rest des Teams gewinnt kaum Profil jenseits von Klischeebegriffen wie „russischer Klotz“, „geschwätziger Serienmörder“ und „japanischer Kämpfer“. Dass letzterer am interessantesten ist, liegt weniger am schönen Namen des Darstellers (Louis Ozawa Changchien) als an seiner Wortkargheit inmitten von Grunzer-Dialogen. Das frühe Ableben des stets amüsanten Rodriguez-Lieblingsdarstellers Danny Trejo macht nur schmerzhaft klar, wie wenig es sich lohnt, Interesse in die Charaktere zu investieren.

Konfrontation im Niemandsland

Auch der Action fehlt Verve: Antals pflichtschuldige Kampfszenen haben nie die ursprüngliche Kraft von McTiernans Inszenierung, dessen bemerkenswerte Dschungeldickicht-Vision weicht einem vagen Niemandsland. Das Original war auch eine Vietnam-Allegorie, der neue Film liefert – anders als zwischenzeitliche Fortsetzungen wie Predator 2, selbst Aliens vs. Predator – nicht einmal viel zur Predator-Privatmythologie: Ein irrer Gaststar-Auftritt bleibt so beknacktes Kabinettstück, während ein origineller Ansatz zur Kategorisierung der Außerirdischen etwa drei Sekunden Konfrontation abwirft. Immerhin sehen die Monster cool aus – im Hinblick auf ihre Verwertbarkeit als Action-Sammelfiguren. Was vielleicht eine andere Wurzel der aktuellen Achtziger-Nostalgie Hollywoods freilegt.

Die „Predator“-Welt

In „Predator“ (1987) kämpfte Arnold Schwarzenegger gegen den titelgebenden außerirdischen Jäger. Es folgten Filme, Comics, Bücher, Spiele, Actionfiguren – und die Kreuzung mit einer anderen Serie: „Aliens vs. Predator“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2010)

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