Film: Barfuss auf Nacktschnecken

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„Barfuss auf Nacktschnecken“ mit Diane Kruger. Skurilles Sommerkino aus Frankreich. Fabienne Berthauds zweiter Spielfilm ist eine Schwesterngeschichte mit Zurück-zur-Natur-Flair.

„Will jemand 'ne Nacktschnecke?“ Die hübsche Lily (Ludivine Sagnier) sitzt zufrieden im Wald, die schleimigen Schnecken auf den Armen, und lächelt die drei Buben aus dem Dorf an. Die wollen doch lieber ein Küsschen, nach etwas Bier wendet man sich dank Lilys wohlwollendem Körpereinsatz Sex am lauschigen Sommertag zu – zum Entsetzen von Lilys plötzlich auftauchender Schwester Clara (Diane Kruger).

Fabienne Berthauds zweiter Spielfilm Barfuss auf Nacktschnecken ist eine Schwesterngeschichte mit Zurück-zur-Natur-Flair: Anfangs stirbt die Mutter, ganz beiläufig, ihr Auto rollt von der Straße, steht still. Tochter Lily, die ihr eben noch fröhlich zugewinkt hat, bleibt stundenlang sitzen. Sie verweigert sich der Normalität, manche halten sie für beknackt – im Gegensatz zur grundvernünftigen älteren Schwester Clara, die nach dem Todesfall zurückkehrt.

Lily trägt Ameisen im Haar

Zwei Welten prallen aufeinander. Unausweichlich, welche sich durchsetzen wird: Lily ist ein Prachtpart für Starlet Sagnier. Etwas unterschminkter („natürlicher“) als bei sonstigen Hochglanzrollen, doch sommersprossig wie stets umarmt sie Bäume, rollt im Gras, trägt Nacktschnecken am Körper und Ameisen im Haar. Außerdem nimmt sie kein Blatt vor den Mund (außer sie lutscht am Daumen). Erst überredet sie Clara zum Nacktbaden, am Ende liegen die Schwesterherzen in einer herzförmigen Graslichtung.

Als skurille Sommerkomödie bietet Berthauds Film motivierte Darstellerinnen (mit ihrer unterkühlten Art ist Kruger ein ideales Gegenstück zu Sagniers rebellischem Naturkind) und farbgesättigte Bilder mit schmucken Lichtsprenkeln, die oft mehr gekünstelt als natürlich wirken. Aber Barfuss auf Nacktschnecken plätschert auch eher daher wie ein Film, den die brave Clara gemacht hat – und nicht die wilde Lily, auch wenn sie als Lockmittel fürs Publikum dient. hub

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2011)

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