„Fox News“ gegen die Muppets: Kommunistische Gehirnwäsche!

(c) John E. Barrett/ Disney
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Der quotenstarke, für seine einseitige Berichterstattung bekannte US-Kanal erkannte im neuen Muppets-Film ein weiteres Zeichen für die Verschwörung des „liberalen Hollywood“ gegen den Unternehmensgeist.

„Wir bringen unseren Kindern den Klassenkampf bei! Wo sind wir – etwa im kommunistischen China?“ Das fragte Eric Bolling, Finanzreporter und politischer Kommentator bei „Fox News“, als Anfang Dezember der neue Film „Die Muppets“ in den USA angelaufen war. Keinesfalls dürfe man sich von dieser Komödie voller fröhlicher Musikeinlagen täuschen lassen: „Verwendet das liberale Hollywood den Klassenkampf, um unsere Kinder einer Gehirnwäsche zu unterziehen?“, fragte Bolling entrüstet. Dabei räumte er ein, dass der Stein des Anstoßes nichts Neues sei: „Das liberale Hollywood zeigt einen erfolgreichen Geschäftsmann als böse!“ Sein Studiogast, Dan Gainor von der konservativen Organisation „Media Research Center“, stimmte zu: „Es ist unglaublich, wie weit die Linke geht, nur um Kinder zu manipulieren, sie zu überzeugen, ihnen die Antikonzernbotschaft einzureden.“

Vorwurf: Die Karikatur eines Öl-Tycoons

Nun ist es nichts Neues, dass „Fox News“ jedes Mittel recht ist, um eine Debatte gegen die Linke vom Zaun zu brechen: Der böse Öl-Tycoon (namens Tex Richman!), der im neuen Muppets-Film die Puppen enteignen will, ist allerdings eine Karikatur, wie sie im Buche steht: Chris Cooper spielt ihn als hinreißende Schurkencharge – statt wahnsinnig zu lachen, sagt er nur „wahnsinniges Lachen“. Das Schlimmste, was man den Machern des Films vorwerfen kann, ist ein Insidergag: Ausgerechnet der böse Unternehmer ist dazu verdammt, die (sonst immer etwas peinliche, hier aber sehr lustige) Rap-Einlage darzubieten, mit denen das Muppets-Spätwerk jüngere Zielgruppen zu ködern versucht. Der Titel dieses Raps: „Let's Talk About Me!“

Es fällt offensichtlich schwer, den haltlos übertriebenen Turbokapitalismus-Narziss ernst zu nehmen, aber das „Fox“-Team witterte neue Beweise für Verschwörungstheorien: Disney hätte kurz zuvor das antikapitalistische Machwerk „Cars 2“ vertrieben, überhaupt sei der böse Tycoon bei den Muppets das Kinderfilmgegenstück zum Ölbaron aus dem Historienfilm „There Will Be Blood“ – für dessen Darstellung Daniel Day-Lewis vom liberalen Hollywood den Oscar bekam.

Die lustigste Pointe der Geschichte ist, dass den Machern des neuen Films die Subversion der ruhmreichen Muppets-Tradition vorgeworfen wird: Denn deren Schöpfer Jim Henson zeichnete nicht nur für viele Machwerke mit ähnlicher Botschaft (wie die umweltschützerischen Fraggles), sondern ließ die Muppets schon 1979 in ihrem ersten Kinofilm gegen einen gewissenlosen Geschäftsmann antreten. Zu den späteren Muppets-Filmen gehört auch die Puppenadaption der „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens: Man darf vermuten, dass der Schriftsteller mit seiner Kritik an Kinderarbeit oder der Ungerechtigkeit von gesellschaftlich Höhergestellten bei „Fox“ auch auf der schwarzen Liste gelandet wäre. hub

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2012)

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