Im Werden: Malerin Linde Waber

Einen Moment innehalten mit der Malerin Linde Waber, die ab 12.Februar im Leopold Museum "Schubert trösten" wird. So der Titel ihrer Ausstellung, die ihr soziales Netzwerk inkludiert.

Das rote Blümchen, das ich in die Ecke kritzle ist total missraten, aber egal. „Das werde ich später noch ummalen“, beruhigt Linde Waber. Jeden – und wirklich jeden – Tag seit 1988 fabriziert sie eine „Tageszeichnung“, in die ihre Erlebnisse einfließen und in die sich auch ihre Besuche einschreiben dürfen. „Da habe ich eine ungeheure Disziplin, selbst wenn es fünf Uhr Früh ist. Ich bezeichne das allerdings nicht als Kunst, es ist mehr ein Tagebuch“, erklärt sie. Doch irgendwie beruhigend, ein rotes Blümchen allein dafür.

Ein Jahr Aufregung hat die in Zwettl geborene Malerin hinter sich. Atelier und Wohnung am Wiener Gaußplatz hat sie zusammenlegen müssen, um (gerne) Platz für die Tochter mit Familie zu mache. Dazu musste aber auch ihre ganze, über die Jahrzehnte gesammelte Kunstkollektion wandern – 200 Bilder von Kollegen und Bewunderten, von Weiler bis Joos. Jetzt hängen die Bilder sogar schon an der Decke. Nur nicht im Schlafzimmer, „ich will ja keine Alpträume bekommen“, lacht Waber.

Die meisten Nerven aber kostet sie ihre große Einzelausstellung im Leopold Museum, die in nicht einmal zwei Wochen, am 12.Februar, eröffnet. Das Hängen steht gerade an. Und das außergewöhnliche Rahmenprogramm will organisiert werden: Denn, wer Waber kennt, weiß, eine Einzelausstellung ist bei ihr nie eine Einzelausstellung. Ihr gesamtes soziales Netzwerk wird miteinbezogen. Denn: „Erfolg heißt für mich, eine positive Beziehung zu anderen zu haben.“ Bodo Hell und Renald Deppe haben ihr beim flotten Crossover-Eventreigen geholfen, die Schienen Musik und Literatur „kuratiert“, Otto Lechner wird Akkordeon spielen, Franzobel lesen. Und von jedem Teilnehmer, so Wabers Ehrgeiz, wird sie auch eine ihrer „Atelierzeichnungen“ anfertigen.

Zu Wabers 70.Geburtstag am 24.Mai wird dann der Höhepunkt erreicht, mit einem großen Künstlerfest samt Modeperformance von der eigens aus Tokio einfliegenden Edwina Hörl. Trotz aller Vorbereitungen bleibt immer noch Zeit zu malen, „ich kann mit ganz wenig Zeit immer künstlerisch arbeiten“: Nach dem Thema Natur hat sich Waber dabei zuletzt auf die Welt und den Kosmos im Allgemeinen konzentriert. Durch ihre rastlose Reisetätigkeit, von Japan bis ins Waldviertel, von Afrika bis in den Jemen und in die Karibik, aus Schnorchlerperspektive und vom 5600 Meter hohen Pass in Tibet aus, hat sich ihr dieses Thema praktisch vor die Füße geworfen. Michaela Bruckberger

almuth.spiegler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2010)

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