Die junge Pianistin Mihaela Ursuleasa starb in Wien

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33-jährig erlag die einst als Wunderkind aus Rumänien eingewanderte, von Abbado geförderte Künstlerin einem Gehirnschlag.

Hie und da hat sie Auftritte abgesagt, das stimmt. Da machte man sich nicht allzu viele Gedanken. Das gehörte zu ihr. Wenn sie dann aber auf dem Podium erschien, dann schlug sie mit ihrem Temperament die Hörerschaft in ihren Bann. Mühelos.

Mihaela Ursuleasa, die junge Pianistin aus Rumänien, die als Schülerin von Heinz Medjimorec doch so etwas wie eine Wiener Pianistin geworden ist, galt als eines der herausragenden Talente ihrer Generation.

Schon als sie 1991 als 13-Jährige aus ihrer Heimatstadt Kronstadt in den Westen übersiedelte, erregte sie die Aufmerksamkeit von Claudio Abbado. Er riet ihr davon ab, als Wunderkind zu tingeln, und ließ ihr ein Stipendium zukommen. Es wäre für den Kinderstar kein Problem gewesen, noch ein paar Jahre als späte Frucht des kommunistischen Ausbildungs- und Vermarktungssystems Furore zu machen.

Doch Abbado sollte recht behalten. Ernsthaft studierend, gewann Ursuleasa den Clara-Haskil-Wettbewerb und reüssierte in Orchesterkonzerten nicht zuletzt an der Seite von Abbado selbst. Das Debüt mit dem Gustav Mahler Orchester fand 1995 statt und etablierte Ursuelasa als höchst ernst zu nehmende junge Interpretin.

Sie war dann Gast bei den großen Festivals und in den bedeutenden Häusern der Welt – von Salzburg bis Luzern, von der Carnegie Hall bis zum Wiener Konzerthaus, wo sie kommende Spielzeit wieder einen Solo-Abend absolviert hätte. Aus dem Wunderkind war eine junge, faszinierende Pianistin geworden.

Man müsse stets fühlen, was man spielt, so bekannte sie in einem ihrer Interviews. Nur dann sei man glaubwürdig. In diesem Sinne war sie ihr kurzes Künstlerleben lang immer glaubwürdig. Sie ist sich treu geblieben.

Doch es hat nicht sollen sein. Ein paar Absagen in jüngster Zeit nahm man leicht, wie stets. Man war es gewöhnt. Und noch am 20.Juli war Mihalea Ursuleasa anlässlich der „styriarte“ ja wieder zu erleben gewesen: „Ein Feuerbrand“, hieß es nach dem gefeierten Auftritt an der Seite Patricia Kopatchinskayas in einer Rezension.

Am 2.August ist Mihaela Ursuleasa in ihrer Wiener Wohnung tot aufgefunden worden. Eine Gehirnblutung soll die Todesursache gewesen sein. Die Künstlerin hinterlässt eine fünfjährige Tochter. sin [dpa]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2012)

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