Die Bachgemeinde feiert ihren 100.Geburtstag.
Musikhören ist schön. Selbst musizieren ist noch viel schöner. Die Hemmschwelle sollte dort, wo sozusagen „von Amts wegen“ mitgesungen werden darf, nicht allzu hoch sein. So hofft die Wiener Bachgemeinde, die unter Führung von Ernst Wedam am 16. März in die Minoritenkirche bittet: Alle Mutigen ab zehn – die Allermutigsten vielleicht noch ein bisschen jünger – dürften beim „Choralprojekt“ mitwirken, das zum 100.Geburtstag veranstaltet wird.
1913 gründete Eusebius Mandyczewski, Archivar der Gesellschaft der Musikfreunde und enger Vertrauter von Brahms, die Bachgemeinde zwecks Pflege des Bach'schen Chorwerks durch Laien und Wiener Musikprofessoren. Bedeutende Musiker, der Komponist Hans Gál, der philharmonische Solo-Oboist Alexander Wunderer, waren dabei. Selbst in der Bedrängnis der NS-Zeit, als viele führende Köpfe emigrieren mussten, kam die Bach-Pflege nicht ganz zum Erliegen.
Was die Aufführung Bach'scher Chorwerke in der Ära nach Brahms, der die Wiener mit dem Schaffen des deutschen Barockmeisters vertraut gemacht hat, bedeutet hat, zeigt ein Blick auf die Solistenriege einer „Matthäuspassion“ 1951. Der Streit zwischen Furtwängler und Karajan über eine Musikvereins-Aufführung des Werks zu Bachs 200. Todestag war eben erst zugunsten Karajans entschieden worden. Aber regelmäßige Aufführung der großen Chorwerke in den Abonnementkonzerten war noch keineswegs üblich. Für die Bachgemeinde sangen damals Stars wie Elisabeth Höngen oder Anton Dermota!
Die Bachgemeinde hat über die Jahrzehnte nicht zuletzt die Kantaten Bachs in Wien aufgeführt. Neben der Minoritenkirche gehört die Evangelische Stadtkirche zu den Herbergen von Bach-Chor und Bach-Collegium. Wer zum Jubiläum einige der schönsten Bach-Choräle mitsingen möchte, ist am 16. März – vor allem aber auch zur Probe am 13.März in der Messiaskapelle (Wien 9, Seegasse) willkommen.Info: www.bachgemeinde.at
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2013)