Salzburg: Intendant Pereira muss Opern einsparen

Der Konflikt zwischen Festspiel-Kuratorium und Indentant dürfte ausgeräumt sein. Alexander Pereira wird weiterhin für die Salzburger Festspiele aktiv sein.
Der Konflikt zwischen Festspiel-Kuratorium und Indentant dürfte ausgeräumt sein. Alexander Pereira wird weiterhin für die Salzburger Festspiele aktiv sein.(c) APA/NEUMAYR/MMV
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Harte Kontroversen wurden am Mittwoch im Festspielkuratorium ausgetragen. Eine Entscheidung über Pereiras Scala-Intendanz steht unmittelbar bevor.

Konstruktive Gespräche gab es Mittwoch nach offizieller Auskunft bei einer Kuratoriumssitzung der Salzburger Festspiele. Tatsächlich waren die Auseinandersetzungen hart. Das Kuratorium (Aufsichtsrat) verlangte von Festspielintendant Alexander Pereira, dass er für 2014 das Budget-Limit von 61,5 Millionen Euro einhalte und die von ihm verbrauchten zwei Millionen Reserven wieder anspare. Helga Rabl-Stadler, Präsidentin und Festival-Geschäftsführerin, hatte ihre Zustimmung zum Budget 2014 verweigert beziehungsweise von einem Kuratoriumsbeschluss abhängig gemacht, weil sie ihre lange Tätigkeit beim Festival nicht mit einem Defizit beenden will. Die Stimmung sei sehr gespannt gewesen, berichtet ein Teilnehmer. Pereira verließ die Sitzung, die um 13 Uhr begonnen hatte, nach 18 Uhr mit der Mitteilung, er habe einen gemeinsamen Weg mit dem Kuratorium gefunden.

Der Kompromiss sieht vor, dass 2014 das Händl-Oratorium „Jephta“, die Wiederholung von „Così fan tutte“ und „Capriccio“ von Richard Strauss, konzertant, mit Renée Fleming gestrichen werden. Auf Schuberts „Fierrabras“ und die moderne Oper „Charlotte“ wollte Pereira keineswegs verzichten. In 14 Tagen gibt es eine weitere Sitzung.

Kuratorium umwirbt Sven-Eric Bechtolf

Pereira verhandelt mit der Mailänder Scala, die 2015 nach dem Abgang von Stéphane Lissner frei wird, der an die Pariser Oper wechselt. Die Entscheidung soll noch diese Woche fallen. Dass Pereira in Salzburg und Mailand regiert, ist vertraglich ausgeschlossen. Das Kuratorium will für den Fall, dass Pereira kurzfristig das Handtuch wirft, von ihm verlangen, dass er 2014 noch die Festspiele betreut. Statt Pereira soll der jetzige Schauspieldirektor der Festspiele, Sven-Eric Bechtolf, die Leitung übernehmen. Er hat reichlich Opernerfahrung, unter anderem inszenierte er Mozart oder den „Ring des Nibelungen“ an der Wiener Staatsoper. Was Bechtolf fehlt, ist Erfahrung in der Programmierung von Konzerten, die ein wichtiges Element der Festspiele sind. Sollte mit Bechtolf keine Einigung zustande kommen, will das Kuratorium, falls Pereira nach Mailand wechselt, die Intendanz der Festspiele bereits ab 2015 ausschreiben.

Pereira-Nachfolger: Bachler, Loebe?

Wer käme sonst als Pereira-Nachfolger in Frage? Etwa Nikolaus Bachler, derzeit Intendant der Bayerischen Staatsoper in München, zuvor Festwochen-Chef, Burgtheater- und Volksopern-Direktor in Wien, Martin Kušej, Intendant des Münchner Residenztheaters, erfahren in Schauspiel-und Opernregie, oder Bernd Loebe, seit 2002 Direktor der Frankfurter Oper. Markus Hinterhäuser, der in der Saison 2011 ein Jahr lang Intendant in Salzburg war, leitet ab 2014 die Wiener Festwochen und ist damit vorerst gebunden, auch wenn ihn viele Musikfreunde gern als Festspielchef sähen.
Lehren aus den Turbulenzen? Für das Kuratorium: Starke Persönlichkeiten lassen sich nicht gern in ihre Arbeit dreinreden, speziell nicht bei einem Festival, das über 90 Prozent Auslastung hat und 70 bis 80 Prozent Eigendeckung. Intendanten wiederum werden gut beraten sein, Vorgaben einzuhalten. Die Besetzung des Kuratoriums war übrigens die Gleiche wie beim letzten Streit im März: Sektionschefin Andrea Eckert (Bildungsministerium, Vorsitz), Wilfried Haslauer, Gabi Burgstaller, Schaden, Peter Radel, Friedrich Urban.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2013)

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