Salzburg: Lauschen statt promenieren

Das Konzertprogramm der Salzburger Festspiele bietet heuer viel Mahler – und junge Interpreten.

Für glamouröse Seitenblicke gut ist bei den Salzburger Festspielen stets das Opern- und Theaterprogramm. Doch garantieren auch die Konzerte Starglanz, heuer öfter als gewohnt in zyklischer Form. So gibt es etwa eine Gesamtdarstellung von Gustav Mahlers symphonischem Schaffen. Hier reicht die Bandbreite der Interpreten von Gustavo Dudamels „El Sistema“ bis zum Gewandhausorchester Leipzig, dem RSO Wien unter Cornelius Meister (mit Dorothea Röschmann im Sopransolo der Vierten Symphonie) und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons. Wobei die jugendlichen Gäste aus Venezuela mit Mahlers Achter gleich am 24. Juli für einen ersten Höhepunkt ihres „Gesamtgastspiels“ bei den Festspielen sorgen. Es war Intendant Alexander Pereiras deklarierter Wunsch, die vielen Unterformationen der musikantischen Jugendbewegung Südamerikas vorzustellen. Die Ballung von Sängern und Musikern, die Mahler in seiner Achten Symphonie verlangt, kommt da gerade recht. Das Werk ist ein veritables Festspiel-Stück – und treue Salzburg-Pilger können die interpretatorischen Stationen auf der Landnahme Mahlers auswendig hersagen: Aufführungen des Monsterwerks wie jene unter Dimitri Mitropoulos, Ende der Fünfzigerjahre, Leonard Bernstein, 1975, oder Lorin Maazel in den Neunzigern sind längst Legenden. Zyklisch werden heuer auch Ludwig van Beethovens Streichquartette – durch das Salzburger Hagen Quartett – dargeboten. Zum zweiten Mal gibt es quasi vor der regulären Festspiel-Eröffnung auch eine „Ouverture spirituelle“ – hier sorgt Nikolaus Harnoncourt für Aufsehen, denn erstmals stellt der Doyen der Originalklangbewegung den beiden bekannten Oratorien von Joseph Haydn, der „Schöpfung“ und den „Jahreszeiten“, das selten gespielte Frühwerk „Il ritorno di Tobia“ gegenüber. Ein Zyklus im Zyklus also, der nebst geistlicher Musik der Wiener Klassiker heuer vor allem von fernöstlicher Spiritualität künden wird – etwa in der Kombination von Mozarts Requiem (mit dem Debüt der jungen Sopranistin Katja Stuber) und Toru Takemitsus Requiem für Streichorchester (20./21. Juli).

Muti, Thielemann, Garanca, Beczala. Doch darf man sich auch jenseits aller Zyklen auf allerlei Solitäre freuen, darunter die Wiederbegegnung mit Alban Bergs „Wozzeck“-Fragmenten beispielsweise in einem der Konzerte der Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle (mit Barbara Hannigan), oder Bruckners Fünfte Symphonie, musiziert von den Wiener Philharmonikern unter Christian Thielemann, der heuer zwischen den Aufführungen von Wagners „Fliegendem Holländer“ bei den Bayreuther Festspielen immerhin Zeit für zwei Salzburger Termine (10./11. August) findet.

Riccardo Muti hat sich zur Würdigung des Jahresregenten Giuseppe Verdi dessen Requiem reservieren lassen, das über lange Jahre bei den Festspielen Chefsache war: Herbert von Karajan hat die „Messa da Requiem“ immer wieder und mit den luxuriösesten Solistenensembles aufgeführt. Für Muti versammeln sich am 15., 17. und 18. August diesmal Krassimira Stoyanova, Elina Garanca, Piotr Beczala und Dmitry Hvorostovsky auf dem Podium des großen Festspielhauses.

Richard Wagner, heuer der zweite Jahresregent neben Verdi, kommt dann im letzten der philharmonischen Programme dieser Spielzeit zu Ehren: Lorin Maazel leitet nebst dem Siegfried-Idyll eine konzertante Aufführung des ersten Aufzugs der „Walküre“ – mit Eva-Maria Westbroeck, Peter Seiffert und Matti Salminen – diesem Konzert am 29. August folgt eine Reprise bei der Konkurrenz: Auch Rudolf Buchbinder, der als Solist in Salzburg während der „Ouverture spirituelle“ (21. Juli) und als Gestalter einer Mozart-Matinee (10./11. August) erscheint, holt als Intendant den philharmonischen Wagner zu seinem Festival nach Grafenegg (2. August). Für Connaisseurs widmet sich Juliane Banse im ersten Liederabend des Salzburger Sommers übrigens Paul Hindemiths tiefem Rilke-Zyklus „Marienleben“ – auch da erinnern sich altgediente Festspiel-Besucher einer legendären Matinee mit Gundula Janowitz; übrigens steht das selten gesungene Werk heuer gleich zweimal auf den österreichischen Festivalprogrammen: Nach Banses nachmittäglicher Wiedergabe (20. Juli, 17 Uhr) singt Maja Boog das Werk am Vormittag des 15. August beim Lehár-Festival von Bad Ischl – am Klavier begleitet vom Intendanten, Michael Lakner, persönlich. 

TIPP

Salzburg. Orchesterkonzerte mit Mariss Jansons, Cornelius Meister, Harnoncourt, Jordan, „Ouvertüre Spirituelle“, Mozart-Matineen, „El Sistema“, Mahler, Haydn, 19. 7. bis 1. 9.

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