Die »Da-Ponte-Opern«: Drei Werke, die das Musiktheater revolutionierten

Bei den Salzburger Festspielen kommt heuer eine Neuinszenierung von »Così fan tutte« heraus. Im Verein mit »Figaros Hochzeit« und »Don Giovanni« leitete das Werk die Geschichte der modernen, »psychologischen« Oper – und auch jene des sogenannten Opernrepertoires – ein.

Bei „Così fan tutte“ hat es ein wenig länger gedauert. Man fand über lange Zeit den Text zu schlüpfrig und ungeeignet für die Bühne. Die beiden anderen Opern, zu denen Lorenzo da Ponte den Text und Mozart die Musik geschrieben hat, waren von Anbeginn fixer Bestandteil der Spielpläne. Mit der Trias der „Da-Ponte-Opern“ beginnt das, was wir bis heute „Repertoire“ nennen.

Tatsächlich haben die beiden Autoren mit ihren Stücken ja ein Höchstmaß an psychologischer Durchdringung der Komödienhandlungen erreicht, eine Verknüpfung von Schicksalen, wie sie feinsinniger und tiefgründiger erst im modernen Drama geflochten wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt warteten Kenner und Liebhaber Jahr für Jahr, Spielzeit für Spielzeit auf neues „Futter“. Der Theaterbetrieb lebte von Uraufführungen.

Die archetypischen Meisterwerke, die dem genialen Duo da Ponte/Mozart gelangen, galten bereits den hellhörigen Zeitgenossen als erhaben über den fortwährenden theatralischen Erneuerungstrieb. Mit Figuren wie der Figaro-Gräfin, Donna Anna, Elvira, Cherubin, dem Grafen oder Leporello setzen sich Regisseure wie Kommentatoren bis heute auseinander.

Die moderne Frau. Sie taugen zur stetigen Neuinterpretation – und zur Identifikation. Susanna, das ist vollends eine emanzipierte, kluge, in jedem Zoll moderne Frauengestalt, die das Heft in die Hand nimmt und ihre Umwelt kräftig nach eigenem Gutdünken gestaltet. So haben der Komponist und der Dichter aus klassischen Theaterfiguren lebendige Menschen geformt, der Colombine, dem Harlekin die Masken abgenommen, um denen, die im Zuschauerraum sitzen, den Spiegel vorzuhalten. Das wirkt bis heute.

In „Così fan tutte“, der dritten und letzten gemeinsamen Arbeit, erreicht die Verdichtung ein zu diesem Zeitpunkt (1790) unvorstellbares – und noch für Generationen schwer verdauliches Ausmaß. Für die Salzburger Festspiele ist gerade diese Oper aber dank der unermüdlichen Überzeugungsarbeit, die Festspielgründer Richard Strauss geleistet hat, im Zentrum der immerwährenden Beschäftigung mit dem Werk des Genius Loci.

Schon 1922 galt „Così fan tutte“ – das Werk betrachtete man damals noch als „Ladenhüter“ – in Bühnenbildern Alfred Rollers die zweite Opernpremiere, die, nach „Don Giovanni“, je bei den Festspielen stattfand. Seither haben Dirigenten wie Clemens Krauss, Josef Krips, Riccardo Muti und – immer wieder – Karl Böhm das Werk im Festspielbezirk einstudiert. Unter den „Così“-Regisseuren finden sich die Namen von Oscar Fritz Schuh, Günther Rennert, Jean-Pierre Ponnelle und des Ehepaars Herrmann.

Am 21.August beginnt im sogenannten Haus für Mozart mit „Così fan tutte“ die Neuinszenierung der „Da-Ponte-Opern“ durch Sven-Eric Bechtolf. Am Pult der Wiener Philharmoniker steht Christoph Eschenbach.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2013)

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