Markus Schirmer: Grenzenlose Freiheit

Markus Schirmer musiziert in Wien und Graz mit Solisten aus aller Welt und mischt kühn sämtliche Stile.

Scurdia" heißt das Projekt - und da steckt das Wort "kurdisch" wohl be wusst sehr deutlich darin. Markus Schirmer, österreichischer Pianist mit Hang zu weit umspannendem Repertoire, hat den kurdischen Lautenisten Risgar Koshnaw vor Jahren in Graz kennen gelernt: "Er konnte damals kein Wort Deutsch", erzählt Schirmer, "wollte aber Komposition studieren." Was dann auch gelang, denn vor allem auf musikalischem Weg gelang es Koshnaw ziemlich schnell, die rechten Kontakte zu knüpfen. "Er hat mich", erinnert sich Schirmer, "eingeladen, mit seiner kurdischen Band zu musizieren. Ich hab' dann getan, was ich seit meiner Kindheit gern gemacht habe, nämlich zugehört und dazu improvisiert."

Das war so erfolgreich, dass rasch die Idee aufkam, Musiker aus anderen Kulturkreisen dazuzubitten. "Wir haben die unterschiedlichsten Mischungen ausprobiert und einfach geschaut, was passiert." Oder besser: gehört. Das Publikum war stets fasziniert und es ergaben sich die erstaunlichsten Zusammenkünfte. Schirmer: "Es gibt ja, wie sich herausgestellt hat, zum Beispiel in der kurdischen Volksmusik kuriose Klassik-Bezüge. Die nehm' ich dann auf und kommentier' sie. Jeder nimmt von jedem an. Hie und da wird das sehr tänzerisch. Viele Hörer sagen dann immer, dass es sie förmlich vom Sitz gerissen hat. Dann gibt es wieder sehr meditative, ruhige Momente."

Orientalische Laute (Oud) mit klassischer Gitarre, morgenländische Daff-Trommel mit lateinamerikanischen Bongos, ein kurdisches Volkslied, vermählt mit Mozart oder Schumanns "Träumerei". "Wir haben", so Schirmer, "vielleicht fünfzig Prozent präzis notierte Musik, dort wo es rhythmisch sehr präzis ablaufen muss. Fünfzig Prozent aber sind völlig frei." So wird jeder Abend von Scurdia fast zwangsläufig zum unvorhergesehenen Ereignis.

Die "Stamm-Band", wie Schirmer und Koshnaw ihre Formation nennen, besteht neben Klavier und Oud aus Percussion (Ismale Barrios) und Gitarre (Arnoldo Moreno). Hinzu gesellen sich diesmal in Wien (16. Jänner, 18 Uhr im Musikverein) und Graz (17. Jänner, 20 Uhr im Orpheum), Harmonikaspieler Franzi Kreimer von den "Ausseer Hard-Bradlern" und Richie Winkler (Saxofon) sowie die Sängerinnen Natascha d© Rio und Patriccia, für die Schirmer unter anderem auch eine Händel-Arie arrangiert hat. Zwischendurch gibt es durchaus kabarettistische Einlagen, wenn sich Schirmer und Kosnaw über die Hitparade unterhalten und Melodien aufs Korn nehmen, die en vogue sind. "Dann spielt Risgar eine auf kurdisch und ich halt eine andere auf steirisch." Völkerverbindend, jedenfalls.

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