Erlesenes und Seltenes am Wörthersee

Das Festival "Wörthersee Classic" fördert die Konzentration eines aufmerksamen Publikums.

Es war ein voller Erfolg. Sieht man von den Problemen ab, die sich ergeben, wenn man für Mahler auch Orgelklänge in der Klagenfurter Messehalle zum Ertönen bringen muss, dann darf behauptet werden, den Veranstaltern sei ein kleines Wunder gelungen. Im zweiten Jahr seines Bestehens ist das ambitionierte Festival vom Stadttheater in eine Halle des Messegeländes übersiedelt.

Das ist gewiss nicht ansehnlich, entpuppt sich aber unter dem musikalischen Gesichtspunkt als gelungen. Die Akustiker haben die Messehalle mit einigen Kunstgriffen in einen Saal mit zwar trockener, aber sehr transparenter Akustik verwandelt, in dem auch das leiseste Pianissimo gehört werden kann und sich die Stimmen komplizierter Kompositionen weder verlieren noch ungebührlich verknoten. Kurz: Man hört alles, und zwar bei Kammermusik wie bei großen Besetzungen.

Das Festival ist jenen Meistern gewidmet, die eine besondere Beziehung zum Wörthersee hatten und hier bedeutende Werke schufen, also Hugo Wolf, Johannes Brahms, Alban Berg, Anton Webern und Gustav Mahler. Da ergeben sich also von vornherein anspruchsvolle Programme jenseits des Repertoire-Mainstreams. Erfreulich, dass sich in Klagenfurt ein offenkundig aufgeschlossenes, zum Teil erstaunlich junges Publikum findet, das die große Halle auch bei einem Programm aus Werken von Nikolaus Fheodoroff (eine schwungvolle, meisterlich gedrechselte Auftragskomposition), Alban Berg (das am Wörthersee komponierte Violinkonzert) und Prokofieff (die im selben Jahr wie Bergs Konzert geschriebene Ballettmusik "Romeo und Julia") fällt. Ein Publikum, das konzentriert lauscht, wenn Elena Denissova im Violinkonzert zu ungewöhnlich leidenschaftlich leuchtenden Tönen findet, die von den Moskauer Philharmonikern unter Peter Keuschnig differenziert und analytisch klar getragen werden.

Aufmerksamkeit, gespannte Stille herrscht hier auch, wenn Ildiko Raimondi mit Charles Spencer ein reines Hugo-Wolf-Programm absolviert, mit heller, klarer Stimme und vorbildlich wortdeutlich artikuliert. Konzentration auch für eine Abfolge später Brahms-Kammermusik mit dem fulminanten Trio Sabine Meyer, Mischa Maisky und Pavel Gililov.

Den Abschluss bildete ein Konzert der Virtuosi Italiani mit Alexei Kornienko am Klavier und am Pult. Er kombinierte die späte, zwölftönige, am Rande des Verstummens angesiedelte Symphonie und das frühe, vertrackte, aber noch tonal zentrierte Klavierquintett Anton Weberns mit einem Klavierkonzert (KV 414) und der A-Dur-Symphonie Mozarts.

Für 2004 sind schon die Philharmoniker avisiert; und wieder manch Erlesenes aus selten beackerten Repertoirebezirken. nk

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