Salzburg: Ein neuer Dirigent und die Lehre der Philharmoniker

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Maxime Pascal präsentierte sich als Dirigent mit viel Sinn für Detailarbeit. Auch erfreulich war die Prokopp-Sommerakademie.

Die Auswahl für den von den Festspielen gemeinsam mit Nestlé ausgerichteten Young Conductors Award ist hart. Trotzdem ist das Interesse groß: Wichtige Dirigentenwettbewerbe sind rar. Heuer meldeten sich 82 Kandidaten. Zum Preisträger kürte die Jury den 28-jährigen Franzosen Maxime Pascal, der bereits seit 2008 zwei Orchester leitet und bei etlichen anderen gastierte. Beim Festspiel-Auftritt mit dem Gustav-Mahler-Jugendorchester in der Felsenreitschule präsentierte er ein anspruchsvolles Programm: Debussys „La mer“, Strawinskys „Feuervogel“-Suite in der Fassung aus 1945 und – mit der herausragenden Solistin von „Charlotte Salomon“, Marianne Crebassa – Ernest Chaussons Orchesterliederzyklus „Poème de l'amour et de la mer“.

Strawinsky, spannend erzählt

Nach dem Eindruck dieses Festspiel-Vormittags geht es Pascal vor allem um plastische und transparente Nachzeichnung der Stimmen. Detailarbeit ist ihm wichtig. Bei den Tempi orientiert er sich stets an den großen melodischen Linien. Weniger weiß er noch mit dramatischen Entwicklungen anzufangen. Was nicht heißt, dass er mit Effekt nicht umgehen kann, das bewies sein spannend erzählter Strawinsky. Dass er sich schon jetzt auf die souveräne Führung eines (noch dazu bestens vorbereiteten) Klangkörpers versteht, zeigte er beim Chausson-Zyklus.

Bei der Angelika-Prokopp-Sommerakademie fördern auch die Wiener Philharmoniker seit 2005 Talente, die sich während der Festspiele bei Lehrern aus dem Kreis der Philharmoniker quasi den „letzten Schliff“ holen können. Einige davon hatten diesen Sommer die Gelegenheit, die Bühnenmusik bei vier großen Festspiel-Produktionen zu bestreiten.

Bei einem fünfstündigen „Schlussmarathon“ mit ausgewählter Kammermusik konnten sich dann alle Kursteilnehmer vorstellen: auch heuer wieder eine offizielle Veranstaltung der Festspiele und vom Publikum gestürmt, wie man es sonst nur von starbesetzten Veranstaltungen kennt. Man hörte u. a. Ausschnitte aus einem Nonett von Onslow, das Brahms-Klarinettenquintett, Martinus Bläser-Klavier-Sextett, musikantische Etüden für Streicher und Bläser von Zdzisław Wysocki, ein Beethoven-Streichquartett, Strauss, Fauré, Schostakowitsch und den von Philharmoniker-Geiger Günter Seifert schwungvoll-delikat dirigierten Strauss-Walzer „Wo die Citronen blühen“. Denn das zählt zu den Anliegen der vom Solofagottisten der Philharmoniker, Michael Werba, geleiteten Akademie: die genuin philharmonische Musizierart weiterzugeben. (dob)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2014)

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