Schubert regiert unumschränkt

Die Kammermusiksaison hob mit viel Romantik und Klassik an, bringt aber auch spannende Neu- und Wiederbegegnungen.

Schubert dominiert den Beginn der Streichquartettsaison – und im Fall des traditionsreichen philharmonischen Ensembles von Rainer Küchl im Verein mit Joseph Haydn die gesamte Saison im Brahmssaal. Das offizielle Quartett der Gesellschaft der Musikfreunde pflegt seit 1973 Kammermusik auf hohem Niveau, inspiriert von dem, was man am besten mit wienerischer Tradition umschreibt. Das hat nichts mit der dafür gern ins Spiel gebrachten Schlamperei zu tun, sondern mit dem spezifischen Zugang insbesondere zu den Werken der Wiener Klassik abseits nichts selten kurzlebiger Moden.

Während das andere im Brahmssaal beheimatete Ensemble, das Artis-Quartett mit Schuberts letzten, dem G-Dur-Quartett startete, stellten die Küchls das sogenannte „Rosamunde“-Quartett an den Anfang, während das junge Minetti-Quartett für seinen Abend im Gläsernen Saal den „Tod und das Mädchen“ wählte.
Wie die meisten Ensembles konfrontieren die brillant und mit großer Geschmeidigkeit musizierenden Minettis Klassiker (diesmal das hochdramatische Opus 95 von Beethoven) mit Modernem: György Kurtágs „Officium breve“ schwor die Hörer auf höchste Konzentration ein. Meist enden die Sätze bereits nach wenigen Sekunden; kein Wunder, dass ein Webern-Zitat inmitten der Komposition steht: Wie schwebend und zart dieser stillste Vertreter der Schönberg-Schule doch die Klänge zu balancieren verstand!

Raritäten 2014/15 auch beim Artis-Quartett, ein frühes Schubert-Quartett, ein Mahler-Fragment, Gottfried von Einem (im Rahmen einer Präsentation sämtlicher Quartette dieses Meisters bis zu dessen 100. Geburtstag) und ein Werk Ernst von Dohnányis, das im Juni den Gegenpol zum „mozartischen“ Frühwerk von Richard Strauss bilden wird, mit dem das Küchl-Quartett seinen ersten Abend beschloss – wobei Cellist Robert Nagy mit leuchtendem Ton brillierte. (dob/sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2014)

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