Musikverein: Julian Rachlins Debüt als Dirigent

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Er begeisterte als Solist in Mendelssohns e-Moll-Violinkonzert – und debütierte am Pult.

Jetzt also auch Julian Rachlin. Auf dem Wiener Konzertparkett haben es etwa Cellist Heinrich Schiff getan oder Pianist Stefan Vladar. International fallen einem Daniel Barenboim und Christoph Eschenbach ein: Solisten, die zum Dirigentenstab griffen. Rachlin tut es freilich nicht aus einer Laune heraus, sondern hat sich akribisch darauf vorbereitet. Und wenn er demnächst als Principal Guest Conductor bei der Royal Northern Sinfonia seinen ersten Dirigentenposten antritt, heißt sein Chefdirigent Lars Vogt. Der ist als Pianist kein Unbekannter und löst im September den Geiger Thomas Zehetmair nach zwölf Jahren ab.

Julian Rachlin also erstmals als Dirigent im Musikverein, am Pult des English Chamber Orchestra. Ein feines Kollektiv von Musikern, die blendend aufeinander und auch auf den Dirigenten zu hören wissen. Mit Mozarts „Figaro“-Ouvertüre stürzte sich Rachlin in sein Debüt. Er nahm sie spritzig flink, mit viel Impetus, auch einmal laut aufstampfend, sprühend in der Gestik und mit reger Mimik.

Natürlich musste das Publikum auch nicht auf den Solisten Rachlin verzichten. Beim Mendelssohn-Konzert trat er in angeregten Dialog mit dem Orchester, Mit satt-schönem, kraft-, aber nie druckvollem Ton, farbenreich, sich Zeit lassend, um zarte Passagen auszukosten. Auch die „Italienische“ von Mendelssohn bewies, was für ein Vollblutmusiker Rachlin mit oder ohne Geige ist. Da mögen in Bälde manche Übergänge geschmeidiger verlaufen, die Spannungsbögen im finalen Saltarello ausgewogener gebaut sein. Kurz: Man darf gespannt sein, wie sich der Dirigent Rachlin entwickelt. (mus)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2015)

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