So uninspiriert kann Zarathustra klingen

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THEMENBILD: STADTPORTR�T WIEN - WIENER KONZERTHAUS(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Das Orchestre Philharmonique de Luxembourg mit einer fragwürdigen Strauss-Wiedergabe im Konzerthaus.

Lässt der Dirigent den Taktstock sinken, kann es in seltenen Momenten passieren, dass das Publikum nicht sofort mit seinem Applaus die Atmosphäre abtötet, sondern noch kurz innehält. Ein Innehalten gab es auch nach dem Gastspiel des Orchestre Philharmonique du Luxembourg unter seinem Chefdirigenten Emmanuel Krivine am Sonntag im Wiener Konzerthaus. Allerdings wohl mehr aus Ratlosigkeit über das, was da eben zu hören war. Laut Programm Anton Weberns „Passacaglia Opus 1“, Gustav Mahlers „Kindertotenlieder“ mit dem Bariton Matthias Goerne, und einmal mehr Richard Strauss' „Zarathustra“.

Wobei das bei letzterem Werk ob der vielen falschen Töne nur eingeschränkt gelten kann. Massive Intonationsprobleme in sämtlichen Instrumentengruppen, gleich in Serie verwackelte Einsätze, eine immer wieder entgleiste klangliche Balance: Da ging dermaßen viel schief, dass sich die Frage aufdrängte, ob es dafür möglicherweise außermusikalische Gründe gab. Das – 1996 schon einmal fast aufgelöste – Orchester spielte jedenfalls, vom völlig lustlos vorgetragenen Trompetenruf der ersten „Zarathustra“-Takte an wie auf seiner eigenen Beerdigung. Dass das große Konzertmeistersolo nicht im Ansatz den einkomponierten Wiener Charme versprühte, sondern diesen grotesk verfehlte, war nur noch die Fußnote zu einer völlig uninspirierten Deutung.

Goernes Bariton verflüchtigte sich

Auch den wehmütigen Ton von Mahlers „Kindertotenliedern“ wusste das Orchester nicht zu treffen, hier lag immerhin spieltechnisch deutlich weniger im Argen. Goerne gestaltete die Lieder vom dynamischen Niveau her mit der inhaltlich verständlichen Zurückhaltung, doch sein ungemein subtil geführter Bariton verlor sich in den Weiten des Großen Konzerthaussaals. Wie wunderbar sich diese Stimme etwa im benachbarten Mozart-Saal entfalten kann, war in den vergangenen Monaten gleich zweimal bei Schumann zu erleben. Krivine glich die Lautstärke des Orchester allerdings nicht durchwegs an, sondern übertönte den Bariton immer wieder, zu dessen großen Stärken die Textdeutlichkeit ohnehin nicht gehört. Zumindest beim vorletzten Lied „Oft denk' ich, sie sind nur ausgegangen“ gelangen einige recht berührende Momente.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2015)

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