Das Timbre der Staatsoper

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Die kommende Saison bringt Premieren für „Macbeth“, die Gruberová und „Hänsel und Gretel“.

Mit luxuriös besetzten Verdi- und Wagner-Vorstellungen beginnt die neue Staatsopern-Saison. Am 4. September startet eine „Rigoletto“-Serie mit Ambrogio Maestri in der Titelpartie. Ihm zur Seite Joseph Calleja als Herzog und Alexandra Kurzak als Gilda. Am Pult steht Evelino Pidò, jener Mann, der auch im Belcanto-Fach schon dafür gesorgt hat, dass das Orchester auch scheinbar nebensächliche sogenannte Begleitfiguren mit vollem Elan absolviert. Ab 9. September steht auch „La Traviata“ auf dem Programm: Die Edelstimmen Irina Lungu, Pavol Breslik und Ludovic Tezier singen unter Michael Schønwandts Leitung. Verdis Antipode Richard Wagner kommt, wie schon im Vorjahr, zum Saison-Einstand mit seinem „Fliegenden Holländer“ zu Ehren. Nach dem spektakulären Rollendebüt von Bryn Terfel präsentiert sich Michael Volle erstmals in der Titelpartie. Im Übrigen bietet der differenzierte September-Spielplan nebst Belcanto-Komödien noch eine Wiederaufnahme der Vorjahresproduktion von Modest Mussorgskys „Chowanschtschina“ in der dunklen, starken Regie des russischen Theateraltmeisters Lev Dodin. Am Dirigentenpult steht James Conlon, einer der prominenten Debütanten der Saison.

Die erste Premiere der Spielzeit am 4. Oktober gilt Verdis „Macbeth“. Nach der völlig missglückten Produktion im Ausklang der Ära Holender liegt die Regie nun in den Händen von Christian Räth, einem Schüler von Götz Friedrich, der bisher in New York, San Francisco, London oder Paris gearbeitet hat, wo man szenische Verballhornungen weniger schätzt, als es die Intendanten und Rezensenten in deutschsprachigen Landen tun. Das lässt hoffen. Der neue Macbeth heißt Ludovic Tezier. Ferruccio Furlanetto gibt den Banquo, Tatiana Serjan ist die machtbesessene Lady Macbeth, eine Paraderolle für virtuose Singschauspielerinnen.

Wiederbegegnung mit Edita Gruberová. Womit eine besondere Phase der neuen Spielzeit eingeläutet wird, denn im Oktober kommt es nebst einer Wiederaufnahme des neuen „Tempest“, der wohl erfolgreichsten zeitgenössischen Oper – diesmal mit Christopher Maltman als Prospero – zunächst zu einer Wiederbegegnung mit der Koloratur-Doyenne Edita Gruberová, die erstmals die Anna Bolena im Haus am Ring singen wird. Ihr zur Seite als Giovanna Seymour: Sonia Ganassi (9., 14., 19. und 23. Oktober, Evelino Pidò dirigiert).

Gleich danach startet (am 25. Oktober) eine Aufführungsserie von Tschaikowskys „Eugen Onegin“ mit der Anna Bolena der Wiener Premiere: Anna Netrebko. Christopher Maltman ist ihr Onegin, Dimitry Korchak wieder der Lenski, Ferruccio Furlanetto der Fürst Gremin.
Die hochdramatische Primadonna unserer Tage, Nina Stemme, kehrt als Elektra am 13. November zurück: Die Premiere im Vorjahr markierte das Rollendebüt der schwedischen Sopranistin und galt weltweit als Sensation. Als traumgequälte Mutter ist wieder Anna Larson zu erleben, als milde Schwester der wütenden Rächerin Anne Schwanewilms. Prominenter Rollendebütant als Orest: Matthias Goerne. Am Pult diesmal Altmeister Peter Schneider.

Thielemann dirigiert „Hänsel und Gretel“. Die folgende Premiere ist einem Stück gewidmet, das noch nie im Haus am Ring gespielt wurde, aber dennoch zu den populärsten Werken des nachwagnerischen deutschen Repertoires zählt: „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck ist ja tatsächlich alles andere als eine Kinderoper, wenn auch auf dem berühmten Märchen basierend. Die Musik reflektiert die Erfahrungen von „Tristan und Isolde“ und den „Meistersingern von Nürnberg“, versteht die spätromantische Klangpracht aber mit schlichten Volksliedern in Einklang zu bringen. Dergleichen haben später auch Meister von Wilhelm Kienzl bis Hans Pfitzner versucht, aber keiner mit so viel Erfolg wie Humperdinck, um dessen geniale Partitur sich von Anfang an die bedeutendsten Dirigenten annahmen: Am Uraufführungspult stand niemand Geringerer als Richard Strauss, die berühmteste Schallplattenaufnahme dirigierte Herbert von Karajan – und die Erstaufführung an der Wiener Staatsoper am 19. November dirigiert mit Christian Thielemann der Publikumsfavorit Nummer eins fürs deutsche Repertoire. Er hat sich „Hänsel und Gretel“ ausdrücklich gewünscht und bekommt mit Adrian Nobel auch einen prominenten Regisseur zur Seite, den einstigen Leiter der Royal Shakespeare Company, der im Haus am Ring schon mit Händels „Alcina“ erfolgreich war. Junge Edelstimmen dominieren den Abend: Daniela Sindram und Margarita Gritskova alternieren als Hänsel, Chen Reiss und Valentina Nafornita als Gretel. Adrian Eröd ist der Vater, Janina Baechle die Mutter, und Wagner-Heroine Michaela Schuster gibt die Knusperhexe.

Derweilen kann man im Repertoire Elīna Garanča als Charlotte in Massenets „Werther“ erleben – mit Matthew Polenzani in der Titelpartie und Markus Eiche als Albert (ab 11. November), bald darauf Martina Serafin, Roberto Alagna und Michael Volle in „Tosca“ (ab 2. Dezember), Anja Harteros als Marschallin im „Rosenkavalier“ (ab 8. Dezember) und Lise Lindström als Salome, die später im Jahr neben Johan Botha und Anita Hartig die neue Turandot sein wird (die Premiere im April bringt das Hausdebüt des Dirigenten Gustavo Dudamel).

Die Premieren vor Weihnachten gelten Leoš Janáčeks „Sache Makropulos“ mit Luara Aikin in einer Regie von Peter Stein unter der Leitung von Jakob Hrusa (13. Dezember) und (am 23. Dezember) der Kinderoper „Fatima oder von den mutigen Kindern“.

Tipp

Staatsopern-Saison 2015/16. Am 4.  9. beginnt die Saison mit einer „Rigoletto“-Serie. Premieren: „Macbeth“ (4. 10.), „Hänsel und Gretel“ (19. 11.), „Vec Makropulos“ (13. 12.), „Tri Sestri“ (6. 3.), „Turandot“ (28. 4.). Edita Gruberová singt erstmals die Anna Bolena (ab 9. 10.). staatsoper.at

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