Festspiele 2016: Salzburg nimmt Anleihen bei seiner Geschichte

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Salzburg(c) Die Presse - Clemens Fabry
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Im Sommer versucht man es noch einmal mit Thomas Bernhards „Ignorant und der Wahnsinnige“ sowie mit Richard Strauss' „Liebe der Danae“. Interimsintendant spielt Theater und inszeniert Mozart.

Yannick Nézet-Séguin dirigiert 2016 das Eröffnungskonzert der Salzburger Festspiele mit der nun schon traditionellen „Schöpfung“ von Joseph Haydn. Die von Ex-Intendant Alexander Pereira initiierte „Ouverture spirituelle“ mit geistlicher Musik geht wieder dem eigentlichen Opern-, Theater- und Konzertfestival voran und widmet sich heuer neben europäischem liturgischem Repertoire der geistlichen Musik der Ostkirchen.

Die erste Opernpremiere des kommenden Sommers gilt einer Uraufführung. Der britische Erfolgskomponist Thomas Adés hat für Salzburg „The Extermination Angel“ geschrieben, ein Zweiakter frei nach Luis Buñuels surrealistischem Film „Der Würgeengel“. Die Produktion wird nach den Festspielen auch in London, Kopenhagen und New York gezeigt. Anlässlich der Uraufführung am 28. Juli steht Adés selbst am Pult des ORF-Orchesters. Librettist Tom Cairns inszeniert. Die Besetzung führen Anne Sofie von Otter, Thomas Allen und John Tomlinson an.

Auch Mozart mit dem RSO-Wien

Die zweite Premiere der Festspiel-Saison 2016 gilt Richard Strauss' 1952 in Salzburg uraufgeführter „Die Liebe der Danae“ in einer Inszenierung von Alvis Hermanis mit Krassimira Stoyanova in der Titelpartie. Den Jupiter singt Tomasz Konieczny, den Midas Gerhard Siegel. Am Pult der Wiener Philharmoniker: Franz Welser-Möst. Alejo Pérez dirigiert Gounods „Faust“ mit Maria Agresta, Piotr Beczała und Ildar Abdrazakov in einer Inszenierung von Reinhard von der Thannen.

Außerdem auf dem Opernprogramm: Mozarts Da-Ponte-Zyklus in der Inszenierung von Interimsintendant Sven-Eric Bechtolf, dessen Teile in den vergangenen Spielzeiten Premiere hatten. Dan Ettinger dirigiert wie im Vorjahr den „Figaro“, Alain Altinoglu den „Don Giovanni“ und Ottavio Dantone „Così fan tutte“, eine Aufführung, die in die Felsenreitschule übersiedelt und vom ORF-Orchester begleitet wird.

Von den Pfingst-Festspielen übernimmt man im Sommer Bernsteins „West Side Story“ mit Cecilia Bartoli, konzertant gibt man Puccinis „Manon Lescaut“ mit Anna Netrebko, Massenets „Thais“ mit Sonya Yoncheva und Placido Domingo sowie als Hommage an den Gründer der Wiener Philharmoniker „Il templario“ von Otto Nicolai. Die „philharmonischen Komponisten“ dominieren auch wieder das Konzertprogramm des Festivals, dem Gastorchester aus Amsterdam (unter Daniele Gatti), Mailand (Riccardo Chailly), Leipzig (Herbert Blomstedt) und Cleveland (Welser-Möst) noch Glanzlichter aufsetzen.

Schauspielpremieren gelten Samuel Becketts „Endspiel“ (Regie: Dieter Dorn, mit Nicholas Ofczarek und Michael Maertens), Shakespeares „Sturm“ (Deborah Warner, mit Hans-Michael Rehberg) und Thomas Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ (Gerd Heinz, mit Sven-Eric Bechtolf und Johanna Wokalek), mit dem die Festspiele 1972 einen Theaterskandal landeten, weil der Autor verlangt hatte, dass die Notlichter für fünf Minuten abgeschaltet werden sollten, was man nicht gestatten wollte. Wie das wohl anno 2016 ablaufen wird? (sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2015)

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