Musikverein: Mozart, widersprüchlich

Rudolf Buchbinder.
Rudolf Buchbinder.(c) Teresa Zötl
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Rudolf Buchbinder und die Sächsische Staatskapelle mit spätem Mozart und Webers brillantem f-Moll-Konzertstück.

Es hat schon seinen Sinn, wenn Solisten mitunter zusätzlich die Rolle des Dirigenten übernehmen. So können sie direkter ihre Vorstellungen den Musikern übermitteln, mit einem Blick, einer Handbewegung einen plötzlichen Einfall während einer Aufführung spontan weitergeben. Doch das geht nicht bei jedem Repertoire. Ab der frühen Romantik braucht es einen Dirigenten als Koordinator von Solisten und Orchester, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.

Ein Grenzfall ist Carl Maria von Webers viel zu selten gespieltes f-Moll-Konzertstück, eigentlich eine Gesangsszene für Klavier und Orchester: Fast schon ohne Hoffnung erwartet ein Burgfräulein die Rückkehr ihres seit Jahren im Heiligen Land weilenden Ritters. Entsprechend groß ist die Euphorie, als der längst Totgeglaubte zurückkommt. Auf diesem Sujet baut dieses melancholisch beginnende, sich zu virtuoser Brillanz steigernde Stück, das ganz bewusst für den Mittelteil dieses Abends gewählt wurde. Schließlich musizierte Rudolf Buchbinder diesmal mit Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle, und Carl Maria von Weber zählte zu deren bedeutendstem Chefdirigenten.

Doch ganz so enthusiastisch, wie man es von ihnen erwartet hätte, widmeten sie sich diesem Stück ihres einstigen Musikdirektors nicht. Da hätte man sich schon ein tieferes Eintauchen in diesen romantischen Stoff gewünscht, vor allem eine differenziertere dynamische Ausleuchtung. Der Klavierpart ist nun einmal zu fordernd, als dass der Pianist immer auch die wesentlichen Akzente für das Orchester hätten setzen können.

Bei den beiden Mozart-Konzerten klappte die Korrespondenz zwischen Buchbinder und den Sachsen viel besser. Wohl auch, weil sie kürzlich eines davon, das C-Dur-Konzert KV 467, gemeinsam auf Platte eingespielt hatten. Dennoch harmonierte die grundsätzlich straffere Lesart der Orchestermusiker nicht immer mit der Freiheit, mit der Buchbinder seinen Solopart gewohnt unprätentiös gestaltete. Das galt auch schon für das Eingangsstück, Mozarts letztes Klavierkonzert KV 595.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2016)

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