Musikverein: Jugendfrische Selbstgespräche

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Der Auftakt zur Ostertournee 2016 des Gustav-Mahler-Jugendorchesters mit Frank Peter Zimmermann fand in Wien statt.

Mit geschlossenen Augen ließ Frank Peter Zimmermann „seine“ neue Stradivari, Général Dupont, die er seit Anfang des Jahres spielen darf, in Béla Bartóks Violinkonzert Nr. 2 zärtlich singen. Doch nicht nur das Instrument, auf dem vor ihm schon Arthur Grumiaux gespielt hat, auch das Musizieren mit den jungen Musikern machte dem Solisten sichtlich Freude. David Afkham bereitete mit dem Gustav-Mahler-Orchester eine Art Klangnährboden, auf dem Zimmermanns Feinfühligkeit perfekt zur Geltung kommen konnte. In harmonischem Zusammenspiel brachte man Bartóks Werk zu voller Blüte, vermochte den Ausdruck zwischen Wildheit und latenter Bedrohung, Sehnsucht und Euphorie zu differenzieren.

In der großen Solokadenz des ersten Satzes lotete Zimmermanns die Räumlichkeit des Klangs im Goldenen Saal aus: Mit unscheinbaren, aber gezielten Bewegungen des Oberkörpers erreichte er, dass sein Spiel durch den Widerhall der Wände aus unterschiedlichen Richtungen zu kommen schien und er so in Dialog mit sich selbst treten konnte. Ähnlich magisch stand er auch mit Afkham in Verbindung, der es schaffte, die Energie des Orchesters zu bündeln.
Entgegen Beethovens Anweisung, dieses Stück niemals am Ende eines Konzerts zu spielen, damit es durch möglicherweise bereits ermüdete Zuhörer nicht an Wirkung verliert, versuchte sich Afkham danach an einer jugendlicheren, frischeren Interpretation von Beethovens „Eroica“. Die fantastische Leistung Zimmermanns hatte die Hörer keinesfalls ermüdet, sie im Gegenteil neugierig auf mehr gemacht.

Meisterliche Dynamik

Mehr mit der Linken als mit der Rechten arbeitend, führte der Dirigent die deutliche Stärke des Orchesters vor: seine meisterliche Dynamik. Im Detail freute man sich über den weichen und ausgeglichenen Klang der Solo-Oboe, der freilich nicht über kleine Fehler hinwegzutäuschen vermochte. Nicht nur der kräftig akzentuierte Part der Kontrabässe im „Trauermarsch“ wirkte besonders eindrucksvoll, auch die drei Hörner erklangen im Scherzo herausragend klar und schwerelos – einige von vielen intensiven Momenten, die das Publikum emotional zu packen vermochten.
Im Finale fand Afkham aus Leichtigkeit und jugendlicher Frische dann zu mehr Breite, mehr Kraft, sodass die „heroische“ Symphonie doch eindringlich nachhallte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2016)

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