Allegro vivo: Das Waldviertel erntet die Früchte der Virtuosität

Bijan Khadem-Missagh.
Bijan Khadem-Missagh.(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Bei Bijan Khadem-Missaghs traditionsreichem Festival findet die Jugend ihr Forum in Prachtsälen.

Einmal im Jahr bitten die Mönche von Geras die jugendlichen Studenten der Meisterklassen im Rahmen des Festivals Allegro vivo zum Absolventenkonzert in den prächtigen Festsaal ihres Waldviertler Stifts. Dort staunen dann Musikfreunde über den herrlichen Raum wie über das Niveau der jungen Musikanten.

Diesmal erledigten schon die Hornisten (Florian Bachlechner, Giovanni Campanardi und Katharina Zeller), die vorab jeweils Mozart'sche Divertimento-Sätze darboten, ihre heikle Aufgabe mit Bravour: Immerhin handelt es sich bei den gewählten Stücken um Arrangements – zu Mozarts Zeiten waren zwar Klarinetten, nicht aber die Hörner imstande, so feine harmonische Nuancierungen zu erzielen.

Florian Bachlechner, ein Teenager wie die meisten der Künstler des Abends, reüssierte dann auch noch mit der Romanze aus Mozarts drittem Hornkonzert. Fein differenziert auch die drei Geigerinnen (Elsa Klockenbring, Sayaka Tietz und Eva-Maria Vischl), die mit ihrem Lehrer, Christian Ostertag, den ersten Satz aus Antonio Vivaldis (von Bach später für Klaviere arrangierten) Quadrupel-Konzert aufspielten, beweglich, energetisch – erfrischend.
Die spanischen Schwestern Cristina und Patricia Coerdero Betrán demonstrierten, wie weit gespannt der Begriff Virtuosität anzuwenden ist: Musikantisch schlicht gab Erstere Webers „Andante und Rondo ungarese“ (für Bratsche), unerschrocken Letztere Sarasates „Introduktion und Tarantella“ – bei der es auf ein paar Flageoletttöne wirklich nicht ankommt . . .

Überhaupt gewinnt der Hörer den Eindruck, dass technische Brillanz für die Allegro-vivo-Studenten eine Voraussetzung, aber in Wahrheit erst die Grundlage dafür darstellt, sich auf die wahren Werte zu besinnen: rhythmisches Feingefühl, natürliche Phrasierungskunst. Keiner der Kandidaten versuchte, mittels Fingerfertigkeit oder Rasanz zu bluffen; selbst dort, wo es um Musik eines echten Klavierzauberers wie Sergei Rachmaninow ging: Kim No Young spielte zwei der „Moments musicaux“ mit gutem Gespür für deren kontrapunktische Struktur, behutsam klanglich ausbalanciert.

Und Friederike Arnholdt, begleitet von Sandra Jost, schloss den Abend mit dem Stirnsatz des Dvořák-Cellokonzerts: makellos schön und ausdrucksvoll modelliert.

Info

Meisterkonzerte: Wasserschloss Brunn am Walde (25. 8.), Basilika Maria Dreieichen (26. 8.), Kapelle Schloss Waldreichs (1. 9.), Wappensaal von Schloss Ottenstein etc.

Allegro vivo endet am 18. 9. mit einem Konzert von Vahid und Bijan Khadem-Missagh in Stift Altenburg. Info: www.allegrovivo.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2016)

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