Grafenegg: Die Geister, die einst Beethoven rief

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Das Trio Buchbinder, Küchl, Bartolomey brillierte.

Mit zwei emeritierten Philharmonikern, Rainer Küchl und Franz Bartolomey, musizierte Rudolf Buchbinder bei seinem Grafenegg-Festival Beethoven-Trios. Da schwang viel von dem oft beschworenen wienerischen Musiziergeist mit. Die beiden Streicher genossen es sichtlich, wie einst beim Quartettspiel dirigentenlos aufzuspielen, nur aufeinander hörend – und auf den Pianisten, der trotz aller Brillanz, die Beethoven in den für den Eigengebrauch komponierten Klavierparts verlangt, stets nur gleichberechtigter Dritter im Bund sein wollte.

Was an Pointen und raffinierten Aperçus gefragt ist, absolvieren alle drei mit Dezenz und der nötigen Prise Humor. So gerieten etwa die Triolen im „Trio“ des c-Moll-Trios (op. 1/3) unter Buchbinders Händen zum Kabinettstück, einem virtuosen Crescendo der Effekte vom eleganten Glissando zur virtuosen Oktavenpassage.

Zu kurz ist auch die Dramatik nicht gekommen, etwa in den Stimmungsmalereien des „Geistertrios“, das seinen theatralischen Namen, wie die Grafenegger Publikumsreaktion – spürbare Hochspannung – bewiesen hat, zu Recht trägt.

Wer nun mögliche kritische Anmerkungen vermisst, sei auf den heiligen Intonatius verwiesen, den Schutzpatron der Musik am Wagram, dem für besonders harmonisch modellierte Phrasen der eine oder andere Einzelton zu opfern ist: Es geht ja beim Musizieren (nicht nur im „Geistertrio“) weniger um Physik als um Metaphysik . . . (sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2016)

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