Perfekter Lobpreis im Konzerthaus

Sir John Eliot Gardiner und seine famosen Ensembles mit einem Bach-Programm.

Die Zusammenstellung der Stücke war durchaus gewagt: Bachs immer noch unter ihrem Wert geschlagene, weniger bekannte F-Dur-Messe BWV 233, eine Kantate und das meist in seiner zweiten Version zu hörende, diesmal in seiner Urfassung präsentierte Magnificat. Selbst wenn zwei dieser Werke unmittelbar mit Weihnachten zu tun haben – Bach hat die Kantate „Süßer Trost, mein Jesus kömmt“ für den dritten Weihnachtstag komponiert, die Erstversion seines Magnificats BWV 243a für die Vesper des Weihnachtstages 1723 –, könnte eine solches Programm auch eintönig werden.

Nicht so, wenn Sir John Eliot Gardiner, seit heuer Ehrenmitglied der Konzerthausgesellschaft, sich dafür mit seinem grandiosen Monteverdi-Chor und seinen English Baroque Soloists engagiert. Da sitzt jeder Ton, da ist die Phrasierung bis ins Detail durchdacht, da zeigen Choristen und Solisten höchste Wortdeutlichkeit, da erlahmt die Spannung nie – mit Tempi, die einem fast den Atem nehmen, dann wieder für erfüllte Ruhe sorgen. Unglaublich, was Gardiner seinen Mitstreitern an Nuancen und Farben entlockte, wie die Balance zwischen höchster Perfektion und unmittelbar bewegendem Eindruck gelang, wie souverän die Solisten ihre heiklen Parts ausführten. Selbstredend, dass Gardiner bei seiner Interpretation stets vom Gehalt der Worte ausging und daraus die Musik entwickelte.

Ein Glück, dass er Avancen, als Thomaskantor nach Leipzig zu gehen, eine rasche Absage erteilt hat. So ideal Sir John Eliot diese Aufgabe erfüllt hätte, er wäre damit für andere Aufgaben verloren gegangen. Etwa für einen so mitreißenden Gastspielabend wie diesen. (dob)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2016)

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