Wiener Festwochen: Stolz auf viele Gratisangebote

Intendant Tomas Zierhofer-Kin.
Intendant Tomas Zierhofer-Kin.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Der Kartenverkauf ist seit 2015 deutlich gesunken, die Berechnung der Besucherbilanz lässt rätseln.

„Eine Vielfalt von Veranstaltungen konnte bei freiem Eintritt besucht werden“, steht gleich am Anfang der offiziellen Bilanz, die die Wiener Festwochen über ihr erstes Jahr unter dem neuen Intendanten, Tomas Zierhofer-Kin, ziehen. „Ein für mich zentraler gesellschaftspolitischer Auftrag eines Stadtfestivals ist damit gelungen“, kommentiert dieser.

Tatsächlich war die Menge der Kaufkarten heuer deutlich geringer als in den Jahren 2014 und 2015. (Für das Jahr 2016 haben die Festwochen keine Zahlen veröffentlicht.) 2017 wurden 41.646 Karten angeboten, 2014 bzw. 2015 waren es noch 53.056 bzw. 52.123 Karten. Die Auslastung betrug heuer 82,5 Prozent (da sind allerdings z. B. Pressekarten offenbar dabei, in der Aussendung ist von „ausgegebenen“, nicht von „verkauften“ Karten die Rede), 2014 bzw. 2015 waren es 95,3 bzw. 91,7 Prozent.

Die „Gesamtbesucher*innenzahl“ – die Festwochen verwenden konsequent die „genderneutrale“ Schreibweise – wird für 2017 mit 128.630 angegeben: Zu den 34.363 „ausgegebenen“ Karten seien 31.776 „Besucher*innen“ der Festwochen-Ausstellung „The Conundrum of Imagination“ und 60.617 der Veranstaltungen bei freiem Eintritt zu addieren, heißt es in der Aussendung.

Wer hat das gezählt?

Abgesehen davon, dass die Rechnung unklar ist – die Summe der drei Zahlen ergibt 126.756 –, erscheint es rätselhaft, wie man die Anzahl der Besucher der Gratisveranstaltungen auf die Einerstelle genau ermitteln kann. In einer Liste wird die Anzahl der „Besucher*innen“ der Eröffnung am Rathausplatz mit 45.000 angegeben, die der völlig frei auf Wiener Plätzen ausgestellten Installation „The Aftermath Dislocation Principle“ mit 3250 – wer soll das gezählt haben?

Nicht erklärt wird auch, worauf sich die Behauptung Zierhofer-Kins stützt, es sei „schon im ersten Jahr gelungen, auch ein neues Publikum anzusprechen – und das quer durch das Programmangebot“. Weiter in der Aussendung: Im neuen Performeum (an der Laxenburger Straße) sei ein „multikuratiertes Kaleidoskop“ geboten worden, das Festival „Hyperreality“ (im Schloss Neugebäude) habe „den Club als Ort erprobt, in dem gesellschaftliche Zwänge und Mechanismen außer Kraft gesetzt werden konnten“. (APA/tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2017)

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