Musikverein: Entzaubertes Wunder

Das Lathi Symphony Orchestra unter Saraste.

Ohne die Arbeit seines langjährigen Chefdirigenten Osmo Vänskä hatte das Lathi Symphony Orchestra kaum jenen Standard erreicht, mit dem es sich die letzten Jahre im Konzertsaal wie auf Platte präsentiert hatte. Nicht zuletzt zwei der begehrten Grammophone Awards sprechen für sich.

Mittlerweile hat Jukka-Pekka Saraste die künstlerische Leitung des Orchesters übernommen. Eine gute Wahl? Wenigstens nach den Resultaten des ersten Gastspielkonzerts letztes Wochenende muss es bezweifelt werden. Die Finnen brachten für den zweiten Abend im Musikverein Zeitgenössisches von Magnus Lindberg, die sechste Symphonie und vier Werke für Violine und Orchester von Sibelius mit dem Sieger des Sibelius-Wettbewerbs 1995, Pekka Kuusisto, mit. Mit Sibelius' vierteiliger Lemminkäinen-Suite beschlossen sie den ersten Auftritt. Natürlich verstehen sich das diesmal nur bedingt homogen zusammenspielende Orchester und Saraste auf den Tonfall dieser von der finnischen Mythologie inspirierten Musik. Dennoch zog sich dieser den zweiten Programmteil bildende Zyklus einförmig dahin.

Bei der Darstellung von Väinö Raitios Tondichtung „Die Schwäne“ vermisste man ein deutlicheres Herausarbeiten der impressionistischen Farben. Interpretation kann sich eben nicht bloß auf eine präzise Abbildung des Notenbildes beschränken. Auch nicht auf virtuosem Effekt huldigende zügige Tempi, die Poesie gar nicht erst aufkommen lassen, wie der Mittelteil – Schumanns Klavierkonzert mit dem nur auf klare Konturen setzenden routinierten Deszö Ranki – zeigte. So seines eigentümlichen Charmes entkleidet hört man dieses Werk glücklicherweise nur selten. W. D.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2009)

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