Tennis und heidnische Rituale

Kent Nagano (Archivbild)
Kent Nagano (Archivbild)(c) imago/Ernst Wukits
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Eloquent und ekstatisch: das Orchestre symphonique de Montréal im Konzerthaus mit Debussys „Jeux“ und Strawinskys „Le sacre du printemps“.

Es gehört Mut dazu, ein Gastspiel mit Debussys „Jeux“ zu eröffnen. Dieses „poème dansé“ wird kaum gespielt, es verlangt enorm viel Probenaufwand, technische Fertigkeit und Sensibilität. Das Orchestre symphonique de Montréal unter Kent Nagano ließ sich darauf ein – mit großem Erfolg.

Die 20-minütigen „Spiele“ sollten dem Libretto nach Momente eines Tennismatches suggerieren. Das könnte alles und nichts vorstellbar machen, Debussy lässt der Fantasie freien Lauf. Kompositorisch ist es ein weites Experimentierfeld: da eine Phrase, dort ein Return, hier ein Slice, anderswo ein Volley. Das weist musikalisch auf Auflösungstendenzen zu Beginn des 20. Jahrhunderts hin, freilich dezenter als bei Schönberg. Stimmungsmäßig erinnerte es an eine Schlüsselszene in Antonionis Film „Blow up“ (1966): eine Tennispartie ohne Ball, nur so tun als ob. Nagano erzählte mit seinem kanadischen Spitzenorchester von pittoresken, kurzweiligen Miniszenen. Ein Parlando mit Augenzwinkern, klar und deutlich artikuliert.

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