Kritik Oper: Impulsive Theatralik, die sich mit dem Elan der Jugend verbindet

Riccardo Muti dirigierte Donizettis "Don Pasquale" in Ravenna.

Mit "Don Pasquale" debütierte Riccardo Muti 1971 bei den Salzburger Festspielen. Mitte der Achtzigerjahre spielte er - damals Musikdirektor des Philharmonia Orchestra - diese Oper in London ein, 1994 brachte er sie an der Mailänder Scala heraus. Nicht ohne Grund wählte er das "Dramma buffo" für sein Gastspiel mit dem von ihm begründeten Orchestra Giovanile Luigi Cherubini im Teatro Aligheri, lässt sich doch an diesem Dreiakter der Einfluss der neapolitanischen Schule besonders gut verfolgen. Mit einigen Werken dieser Epoche wird Muti mit dem Jugendorchester die kommenden Salzburger Pfingstfestspiele bestreiten.

Viele Intendanten von Jürgen Flimm bis Gerard Mortier daher im Auditorium. Italo Grassis Bühnenbild zaubert mit wenigen Versatzstücken das Ambiente eines noblen Salons hervor. Dazu passen die eleganten Kostüme von Gabriella Pescucci.

Unkompliziert wie das von dezenten Lichteffekten (Pasquale Mari) begleitete, aristokratische Noblesse ausstrahlende Bühnenbild ist die auf Natürlichkeit der Abläufe und spielerische Heiterkeit konzentrierte Inszenierung von Andrea De Rosa. Sie spart die tragischen Momente der Handlung nicht aus, lässt Resignation und Verzweiflung aber nie über raffiniert konstruierte Komik triumphieren.

So kann sich mit selbstverliebtem Charme der souveräne Claudio Desderi in der Rolle des schließlich zur Räson gerufenen Hagestolzes Don Pasquale präsentieren, der markant artikulierende Mario Cassi als Dottor Malatesta seinen süffisant vorgetragenen Intrigen freien Lauf lassen, steht das füreinander bestimmte Paar Ernesto und Norina ganz natürlich im Zentrum des Geschehens. Ein Vergnügen, der 1979 in Palermo geborenen Sopranistin Laura Giordano zuzuhören: Mit Leichtigkeit und Stilsicherheit meisterte sie selbst schwierigste Passagen.

Mit dem 1978 im argentinischen La Plata geborenen Francisco Gatell lernte man einen mit leuchtender Höhe und metallisch schimmerndem Timbre ausgestatteten, bisher vor allem in Italien und Spanien engagierten, schwärmerischen Tenor kennen. Gut studiert präsentierte sich der Chor des Teatro Municipale di Piacenza, mit stoischer Grandezza Gabriele Spina als Notar.

Dass im Orchestergraben ein erst wenige Jahre bestehendes Jugendorchester saß, war kaum auszumachen: so virtuos, spritzig und sicher, selbst in den heiklen Soli breiteten die jungen Musiker den deutlich von den Vorbildern Cimarosa und Paisiello bestimmten, auf beseelte Harmonie konzentrierten Orchesterpart, der in diesem Werk zur eigentlichen Gestalterin der Melodie avanciert, aus. Riccardo Muti, der das Werk mit dem Orchester von Grund auf erarbeitet hatte, demonstrierte damit nicht nur seine eminenten Qualitäten als Orchestererzieher, sondern ebenso seine ansteckende Kompetenz für impulsive Theatralik wie die Kunst perfekter, bewusst auf die unterschiedliche Dramatik des Geschehens fokussierter Übergänge.

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