Haydn-Festspiele: Wenn die "Eroica" zum Angriff bläst

HaydnFestspiele Wenn Eroica Angriff
HaydnFestspiele Wenn Eroica Angriff(c) APA (Privat)
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Adam Fischers österreichisch-ungarische Haydn-Philharmonie ritt im Festsaal des Eisenstädter Schlosses scharfe Attacken.

Wer nicht begreifen kann, dass man einst Beethovens gigantische Dritte Symphonie im geradezu zwergenhaften Ambiente wie dem nach dem Werk benannten Eroica-Saal im Wiener Palais Lobkowitz aufführen konnte, sollte heuer eines der Beethoven-Konzerte besuchen, die sich die burgenländischen Haydn-Festspiele zum 25. Geburtstag schenken. Da kommt manches ins Lot.

Adam Fischer, Spiritus Rector der Haydn-Philharmonie und des Festivals, hat über die Jahre hin sämtliche Haydn-Symphonien aufgenommen und setzt sie nun in Beziehung zu Haydns „Schüler“ Beethoven. Und es ist gar nicht kurios, dass er ein Stück wie „Eroica“ vor der Pause und Haydns Hundertste als „Hauptwerk“ erklingen lässt. Wer die scharfen Ecken und Kanten, die aggressiven Gesten (und die theatralische Zerfallsstudie des „Trauermarsches“) im Haydn-Saal erlebt hat, also wirklich „hautnah“, direkt ins Klanggeschehen involviert, ist danach auch fasziniert, wie viel von dem künstlerischen Schockprogramm, von den unerwarteten harmonischen Wendungen und kühnen formalen Volten bei Haydn schon angelegt sind.

Und das hat relativ wenig damit zu tun, dass der Komponist in dieser seiner deshalb so genannten „Militärsymphonie“ das Janitscharenschlagwerk verwendet und Becken samt großer Trommel kräftig gegen Trompetenfanfaren opponieren lässt. Beethoven schreibt dergleichen erst in seiner Neunten vor, die im Eisenstädter Zyklus nicht fehlt: Sie krönt das 25. Festival am 15.September (11 und 15 Uhr!). Und zwar im nämlichen Ambiente, in dem die „Eroica“ diesmal bereits – nicht zuletzt dank des Dirigenten bekannt energetischen Zugriffs, der nicht immer für Präzision, aber durchwegs für Brisanz sorgt – überwältigende Wirkung gemacht hat.

Ein solches Konzerterlebnis sollte eigentlich jeden „Originalklang“-Avantgardisten bekehren, der da behauptet, mit „originalen“ Besetzungsgrößen könne man auch im Wiener Musikverein reüssieren. In Eisenstadt tun acht erste Geigen allerdings die rechte Wirkung... sin

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2013)

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