"Otello" mit spannenden Debüts zum Verdi-Jubiläum

Otello spannenden Debuets VerdiJubilaeum
Otello spannenden Debuets VerdiJubilaeum(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Jubel für Anja Harteros, die für Wien neue Desdemona an der Seite José Curas, und für Dmitri Hvorostovskys allerersten Jago.

Wiens Opernfreunde in Euphorie: Anja Harteros als Desdemona vereint eine im Dramatischen wie im Lyrischen sichere Stimme mit facettenreich-intensiver Darstellung: behutsam, zart im ersten, couragiert gegen die sinnlose Eifersucht Otellos ankämpfend im dritten Akt. Über der großen Szene am Beginn des vierten Akts lastet körperlich spürbar die Ahnung des nahen Todes – und das in Bann geschlagene Publikum vergisst sogar aufs Husten!

Dmitri Hvorostovsky gibt dem Jago in seinem persönlichen Rollendebüt mittels Vereinigung der kühlen, klaren Schönheit seiner Stimme mit einer packenden Darstellung ereignishaftes Profil. Selbst die oftmals als zu laut registrierte Orchesterbegleitung (dynamisch, aber vor allem in den Chorszenen recht unpräzis: Dan Ettinger am Dirigentenpult) beeinträchtigt die vokale Linienführung nicht.

José Cura ist für Wien offenbar der Otello für Verdi-Jubiläen. Wie zuletzt vor mehr als zwölf Jahren anlässlich der Verdi-Wochen zum 100. Todestag des Komponisten, erlebt man in den dramatischen Passagen Curas bekannte Manieren, vor allem seine höchst eigenwillige Behandlung des Rhythmus und die Unterordnung der gesanglichen Linie unter die Gesetzmäßigkeiten der Atemlänge. Doch kommt der Tenor im Liebesduett, im Monolog des dritten Akts und im Finale auch ganz ohne solche Unarten aus und macht sein persönliches Rollenprofil begreiflich: Dieser Otello ist von Beginn an nicht aufbrausender, charismatischer Feldherr, sondern verstrickt sich müde, abgekämpft von einem anstrengenden Kriegszug ins von Jago inszenierte Eifersuchtsdrama. jo-tt

„Otello“-Reprisen: 17., 20., 23. September

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2013)

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