Musikverein: Hübsche Zugaben und Melodik in Cinemascope

(c) AP (Russel Daniels)
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Auftakt zur philharmonischen Saison unter Riccardo Muti mit Giuseppe Verdi und Nino Rota.

18 Konzerte im September, neun davon allein in Japan: Als die Wiener Philharmoniker am Wochenende mit großem Erfolg ihren Abonnementzyklus eröffneten, hatten sie bereits ein dichtes Programm vor allem im Ausland absolviert. Von Haydns 67. Symphonie über Schuberts „Große“ in C-Dur, Bruckners Zweite, Tschaikowskys Fünfte bis zu Strawinskys „Kuss der Fee“ und Bartóks Bratschenkonzert reichte das Repertoire.

Am Pult stand ausnahmslos einer der vom Orchester ganz besonders geschätzten Dirigenten: Riccardo Muti. Dass dieser eine besondere Beziehung nicht nur zu Verdi, sondern auch zu seinem einstigen Mentor Nino Rota hat, war in Wien zuletzt am Monatsanfang zu hören, als er mit den Philharmonikern das nämliche Programm zum Saisonauftakt des Theaters an der Wien vorgestellt hat.

So bedauernswert diese unnötige Doppelung auch sein mochte – das Publikum konnte hörbar davon profitieren, dass die Kombination aus vornehmlich leichtgewichtiger Opern- und Filmmusik seither auch in Luzern und Tokio erklungen ist: Denn mittlerweile hat sich bei der Ballettmusik aus „Les vêpres siciliennes“ tatsächlich so etwas wie Neujahrskonzert-Flair eingestellt bei dieser, pardon, bunten Kette hübscher Zugaben – Gebrauchsmusik, bei der Verdi jedoch ständig mit originellen Instrumentations-Strategien versucht, das Interesse in einem ungeliebten Genre wachzuhalten. Nicht bloß wach, sondern reichlich ausgeschlafen agierte dann auch der philharmonische Solist Ian Bousfield in Rotas Posaunenkonzert, bei dem einen dennoch die Vermutung beschlich, dass weniger des Italieners „seriöse“ Werke überdauern würden als vielmehr seine Filmmusik – für deren episch-satte Melodik die symphonische Suite aus „Il Gattopardo“ ein treffliches Beispiel lieferte.

Am zweiten Oktober-Wochenende wird Christoph Eschenbach im Abonnement Schuberts Unvollendete und Bruckners Sechste interpretieren; die weiteren Maestri sind Daniel Harding, Christian Thielemann, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Simon Rattle, Valery Gergiev, Daniel Barenboim und Pierre Boulez, wobei neben klassischer Moderne auch Werke von György Ligeti oder des in Kürze hundertjährigen Elliott Carter erklingen werden. wawe

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2008)

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